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Fit & Gesund 2017

Dem Diabetes davonlaufen

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In vielen Fällen ist eine Behandlung mit Insulin notwendig. FOTOS: ISTOCK, FOTOLIA

Durch eine Lebensstiländerung lässt sich bei Typ-2-Diabetes viel erreichen – so senken Sport und Ernährung das Risiko für Folgekrankheiten.

VON ANGELA STOLL Der Anfang scheint harmlos: Die Haut ist sehr trocken und juckt, hinzu kommen ein starkes Durstgefühl und vermehrtes Wasserlassen. Auch eine unerklärliche Müdigkeit kann zu den ersten Symptomen gehören. Diabetes ist keine Erkrankung, die plötzlich ausbricht. Sie schleicht sich vielmehr in das Leben. Der extreme Durst ist dabei eine Reaktion des Körpers auf eine zu hohe Zuckerkonzentration im Blut: Da die Zellen den Zucker aus der Nahrung nicht mehr ausreichend aufnehmen können, versucht der Körper den überflüssigen Zucker mit dem Urin auszuscheiden.„Was meinen Sie, wie werde ich das wieder los?“Nicht jeder Diabetiker muss sofort Insulin nehmen. Besonders wenn der Diabetes früh entdeckt wird, schaffen es manche Patienten, ihren Blutzuckerspielgel mit Ernährung und Sport zu stabilisieren.

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30 Minuten Bewegung am Tag helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren.

Von Diabetikern, die bereits auf Insulin angewiesen sind, hört Nicola Haller hingegen oft folgende Frage: „Was meinen Sie, werde ich das wieder los?“ Bei ihrer Antwort legt sich die Diabetesberaterin nicht fest. „Grundsätzlich ist es immer möglich, die Krankheit zu stoppen“, sagt Haller, die auch stellvertretende Vorsitzende von diabetes DE – Deutsche Diabetes-Hilfe und zugleich Vorsitzende des Verbands der Diabetes- Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland ist. „Versprechungen mache ich aber nicht.“ Doch sie kennt aus der Praxis auch Erfolgsgeschichten. So betreut sie einen Patienten, der inzwischen Tag für Tag zehn Kilometer läuft. „Wenn er so weitermacht, hat er gute Chancen, vom Insulin wegzukommen“, sagt sie. „Aber so etwas sind Einzelfälle.“

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Klar ist, dass Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 durch Bewegung und geeignete Ernährung einen wichtigen Beitrag zur Therapie leisten können. „Vor allem dann, wenn der Diabetes früh entdeckt wird, kann man durch eine Lebensstiländerung viel erreichen“, sagt Prof. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Wird das Programm konsequent durchgehalten, normalisieren sich die Blutzuckerwerte bei manchen Patienten, sodass sie keine Medikamente mehr brauchen.

Eine halbe Stunde Bewegung am Tag kann viel bewirken

Besonders beeindruckend sind die Erfolge bei Menschen, bei denen sich die Krankheit erst anbahnt. So zeigten Studien, dass eine Lebensstiländerung einen Großteil der Patienten mit sogenanntem Prädiabetes vor Schlimmerem bewahren konnte: „Bei 60 Prozent konnte dadurch verhindert werden, dass sich in fünf Jahren ein Diabetes entwickelt hat“, berichtet Gallwitz. „Das ist mehr, als Medikamente schaffen.“ Die Patienten hatten die Anweisung, sich unter anderem eine halbe Stunde pro Tag zu bewegen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, die weniger Fett, Weißmehl und Kalorien enthielt.

Derlei Maßnahmen haben mehrere Effekte: Eine ballaststoffreiche Ernährung, die zum Beispiel reichlich Vollkornprodukte enthält, wirkt sich günstig auf die Blutzucker- und Blutfettwerte aus. Außerdem sorgen solche Lebensmittel für ein längeres Sättigungsgefühl und tragen dadurch zur Gewichtsregulation bei, die wiederum dem Zuckerstoffwechsel zugutekommt. Auch Sport hilft beim Abnehmen, und nicht nur das: „Bewegung verbessert die Insulinempfindlichkeit im Körper“, erklärt Haller.

Hungerkuren bringen wenig

Welcher Ansatz am effektivsten ist, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. „Worauf man am stärksten anspricht, ob eher auf eine Ernährungsumstellung oder auf ein Sportprogramm, muss man letztendlich ausprobieren“, sagt Gallwitz. Von Hungerkuren hält der Diabetologe jedenfalls wenig: „Eine Gewichtsreduktion sollte man über eine Ernährungsumstellung, nicht über eine Crashdiät erreichen“, betont er. „Bei einem extremen Gewichtsverlust ist die Gefahr da, dass der Körper gegenreguliert.“ In der Folge schnellt das Gewicht nach kurzer Zeit dann wieder nach oben, der gefürchtete Jo-Jo-Effekt tritt ein. „Es ist deshalb besser, langsam abzunehmen.“ Haller sieht das genauso und rät, nicht mehr als 5 bis 10 Prozent Gewichtsverlust innerhalb eines Jahres anzustreben.

Es ist immer möglich, die Krankheit zu stoppen.

Nicola Haller, Diabetesberaterin

Immer wieder hört Haller, wie ihre Patienten von „dem bisschen Zucker“ sprechen. „Das regt mich richtig auf. Die Krankheit wird so oft unterschätzt!“, sagt sie. Vom Diabetes selbst spürt man zwar erst mal wenig, doch drohen zahlreiche Folgen. So kann die Krankheit Veränderungen der Blutgefäße sowie Nervenschäden nach sich ziehen und unter anderem zu Schlaganfällen, Herzinfarkten, Nierenschäden, Sehstörungen oder zum „diabetischen Fuß“ führen, bei dem Wunden schlecht heilen und Infektionen drohen. Sogar das Risiko für Depressionen und Demenz ist erhöht.

Gefahr für Folgekrankheiten bei Menschen, bei denen der Diabetes spät entdeckt wird, deren Blutzuckerwerte schlecht eingestellt sind und die weitere Risikofaktoren (Bluthochdruck, gestörte Blutfettwerte) haben, wie Gallwitz erklärt. Für sie sind regelmäßige Kontrollen beim Arzt besonders wichtig, damit die Therapie optimal angepasst wird. Oft geht es darum, neben den Blutzuckerwerten auch Blutdruck und Blutfettwerte durch entsprechende Medikamente zu verbessern. Aber auch in diesem Stadium kann der Patient viel beitragen: „Wer raucht, sollte unbedingt aufhören“, sagt Gallwitz. Ansonsten seien gesunde Ernährung und Bewegung auch bei fortgeschrittener Krankheit „Allroundmedikamente“. „Bewegung verbessert auch die Durchblutung“, erklärt der Diabetologe. Und das verringert wiederum das Risiko, Probleme mit den Füßen zu bekommen.

Diabetes mellitus Typ 2 – was ist das?

Es handelt sich um eine häufige Stoffwechselkrankheit, an der schätzungsweise sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden. Sie entsteht durch eine Insulinresistenz: Dabei sprechen die Körperzellen nicht mehr richtig auf Insulin an. Dieses Hormon wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und sorgt dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert wird. Das kompensiert der Körper zunächst durch verstärkte Insulinproduktion. Irgendwann versagt dieser Mechanismus und es wird immer weniger Insulin gebildet. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel. Die Krankheit bereitet meist lange Zeit keine Beschwerden, sodass sie oft spät entdeckt wird. Hinweise können starker Durst, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und häufiges Wasserlassen sein.

Fast jeder zehnte Bundesbürger mit einer gesetzlichen Krankenversicherung leidet an der chronischen Stoffwechselerkrankung, heißt es im Versorgungsatlas. Danach ist der Anteil der Diabetiker zwischen 2009 und 2015 von 8,9 auf 9,8 Prozent gestiegen. Bisherige Schätzungen gingen nach Angaben der Studienautoren von 7 bis 9 Prozent Diabetikern in Deutschland aus.

So funktioniert Insulin

Was können Patienten tun?

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Ernährung:
Im Wesentlichen rät man Diabetikern das Gleiche wie Gesunden – nämlich eine vollwertige Mischkost. Verbote gibt es nicht, spezielle Diabetikerprodukte sind überflüssig. Grundsätzlich sollte die Kost nur mäßig viel Fett und Eiweiß, dafür aber reichlich komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe enthalten (z. B. Hülsenfrüchte, Getreideflocken, Vollkornbrot). Getränke sollten möglichst wenig Kalorien liefern, geeignet sind z. B. Mineralwasser und Früchtetee. Wer zusätzlich an Bluthochdruck leidet, sollte Kochsalz sparsam verwenden. Vorsicht ist bei Alkoholgenuss geboten, da er zu einer Unterzuckerung führen kann.

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Frische Salate, Gemüse und Vollkornbrot sollten den Speiseplan dominieren – nicht nur bei Diabetikern.

Körperliche Aktivität: Bewegung hilft, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Schon kleine Dinge im Alltag (Treppensteigen, statt den Aufzug zu nehmen, mit dem Rad zur Arbeit fahren) sind ein Beitrag. Ansonsten ist sanfter Ausdauersport (Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren) empfehlenswert.

Selbstkontrolle: Wenn Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel selbst kontrollieren, können sie eine drohende Unterzuckerungen erkennen. Außerdem sehen sie, wie ihr Körper auf Bewegung und Nahrungsmittel reagiert. Das kann ihnen helfen, ihr Verhalten optimal anzupassen, und motiviert zudem. Patienten, die kein Insulin bekommen, müssen die Teststreifen aber oft selbst zahlen.

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Wer regelmäßig Sport treibt, kann seinen Blutzuckerspiegel senken. FOTOS: FOTOLIA

Behandlungsprogramm: Die Krankenkassen bieten ein spezielles „Disease-Management-Programm“ für Diabetiker. Dafür kann man sich bei seinem Arzt anmelden. Zu dem Behandlungsprogramm gehören z. B. regelmäßige Kontrolltermine. Außerdem werden Schulungen geboten, bei denen die Betroffenen alles Wesentliche über Diabetes erfahren und Tipps zur Lebens- und Verhaltensweise bekommen. Schulungsangebote stehen unter 

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Selbstkontrolle zeigt, wie der Körper auf Lebensmittel und Bewegung reagiert.

Langzeitdokumentation: Um einen Überblick über Untersuchungsergebnisse zu bekommen, ist es sinnvoll, einen „Gesundheits-Pass Diabetes“ zu führen. Darin tragen Arzt und Patient regelmäßig alle wichtigen Daten ein. Den Pass und weiteres Infomaterial gibt es zum Download unter www.diabetesde.org/infomaterial-download.

Informationen: Es gibt mehrere Patienten-Leitlinien rund um Diabetes, die man sich im Internet herunterladen kann. Sie sind leicht verständlich und wissenschaftlich fundiert, wie z. B. unter www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/leitlinien/patienten-leitlinien.html. Informationen, unter anderem zur Ernährung, finden sich auch unter www.diabetesde.org

Wege zur Kraft in uns

SPRECHSTUNDE NINA RUGE

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Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt, was Ihre Lebenssehnsucht ist? Was ist es, wonach Sie sich im tiefsten Inneren sehnen? Ich meine nicht das Schloss am See oder den Märchenprinzen. Ich meine: In welchem Gefühl möchten Sie leben?

Wie wäre es, wenn Sie die Perspektive wechselten? Wenn Sie sich sagten: Ich bin es, die meine innere Gestimmtheit steuern, pflegen und entwickeln kann. Ich bin es, die mir den inneren Raum schaffen kann für Achtsamkeit, Vertiefung, Frieden.

Ein Perspektivenwechsel braucht Zeit – und Übung, liebevoll und täglich. Doch wenn Sie beginnen, ihrer Lebenssehnsucht zu folgen, und darauf vertrauen, dass alles schon da ist, in Ihnen – Wärme, Kraft und Gelassenheit als unerschöpflicher Quell –, dann werden Sie spüren: Der erste Schritt ist getan. Und die wunderbare Lust am Leben – sie kehrt zurück.

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Den Rücken stärken: Vierfüßlerstand

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Die Übung aus dem Vierfüßlerstand stärkt Rücken- und Bauchmuskulatur. Anleitung: In den Vierfüßlerstand kommen, Handgelenke unter die Schultergelenke und die Knie unter die Hüftgelenke bringen. Einatmen, das rechte Bein nach hinten strecken und den linken Arm nach vorn. Mit der Ausatmung Ellenbogen und Knie zusammenziehen und den Rücken runden. Mit der Einatmung wieder in die Länge strecken. Die Bewegung wiederholen und die Seiten wechseln.

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Arterielle Hypertonie

DAS SAGT DER ARZT

Kopfschmerzen, oftmals im Bereich des Hinterkopfs, sowie Ein- und Durchschlafstörungen und ein leicht gerötetes Gesicht können Hinweis auf Bluthochdruck sein.

Hätten Sie’s gewusst? Mehr als zwei Drittel der deutschen Kinder bewegen sich zu wenig – bei den meisten ist dies weniger als eine Stunde täglich.