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Samtgemeinde Wesendorf

Im Fokus: Wesendorfer Frauenpower

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Christiane Dittmann-Martin, ihre beiden Söhne und Landrat Dr. Andreas Ebel (2. v. links) freuen sich über die Ordensverleihung. 

Ohne engagierte Frauen sähe es in vielen Vereinen, Verbänden und Institutionen düster aus. Erst recht in Familien, Firmen und überall dort, wo es darum geht, anzupacken und mitzumachen.

Was haben der Ex-Fußballstar Franz Beckenbauer, die bekannte Journalistin Sabine Christiansen, die Wesendorferin Christiane Dittmann-Martin und die Unternehmerin Edith Bischof gemeinsam? Sie alle sind vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Verliehen wird es für besondere Verdienste oder Leistungen beispielsweise auf gesellschaftlichem, kulturellem oder wirtschaftlichem Gebiet. VÖLKERVERSTÄNDIGUNG ALS LEBENSAUFGABE Besondere Verdienste hat sich Christiane Dittmann-Martin mit ihrem Einsatz für die Völkerverständigung erworben: Seit 30 Jahren ist sie Vorsitzende des Partnerschaftskreises (PK) der Samtgemeinde Wesendorf. In dieser Zeit hat sie die Verbindungen zu Frankreich, Polen und Ungarn und im Laufe der Jahre auch zu Litauen vertieft. Außerdem setzte sie sich für den Aufbau einer Partnerschaft zwischen den Wesendorfer und ausländischen Schulen ein. Ihr großes ehrenamtliches Engagement wurde im vergangenen Dezember mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt. Orden und Urkunde überreichte Landrat Dr. Andreas Ebel im Rahmen einer Feierstunde. Zahlreiche Projekte vor allem mit Jugendlichen hat es in den vergangenen Jahren auf Initiative der Geehrten gegeben. Immer wieder gelang es ihr, durch finanzielle Unterstützung diverser Organisationen wie der EU Projekte zu ermöglichen und so Brücken zwischen den Menschen und den Ländern zu schlagen sowie die Teilnehmer neben der geschichtlichen Aufarbeitung auch für aktuelle Themen wie Armut oder soziale Ausgrenzung zu gewinnen.

City Magazin Gifhorn - Frühling 2017

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LOB UND ANERKENNUNG

Ebel und ebenso Samtgemeindebürgermeister René Weber sparten nicht mit Lob und Anerkennung für die jahrzehntelange Arbeit der Wesendorferin. Und auch der Laudator Willi Weber, Beisitzer der Samtgemeinde im PK und seit über 30 Jahren Wegbegleiter der Vorsitzenden in diesem Gremium, würdigte ihre Lebensleistung. Dass sie ihren Ehemann, den Franzosen Pierre Martin, im Rahmen ihrer Tätigkeit für den PK auf dem Pariser Hauptbahnhof kennenlernte und dass er als damaliger Standesbeamter das Vergnügen hatte, die beiden zu trauen, verschwieg er dabei nicht.

Als ein besonderes Kompliment darf man folgende Worte Webers verstehen: „Bei aller Höflichkeit im Umgang mit deinen Mitmenschen und den Vereinsmitgliedern kannst du auch hart und konsequent in der Sache sein, dabei aber fair. (…) Auch zwischen uns beiden gab es Auseinandersetzungen in der Sache, aber: Du hast mir kritische oder gegenteilige Äußerungen nie übel genommen oder gar nachgetragen.“ Die Geehrte selbst reagierte auf die geballte Anerkennung so, wie es typisch für sie ist. „Ich habe zwar die Auszeichnung bekommen, aber natürlich haben viele Personen mitgemacht und das alles mit aufgebaut“, sagte Christiane Dittmann-Martin und würdigte so ihrerseits das Engagement ihrer Mitstreiter bei der erfolgreichen Arbeit des Partnerschaftskreises.

VORFAHRT FÜR FRAUEN

Edith Bischof leitet gemeinsam mit ihrem Sohn das Unternehmen Bischof Reisen mit Sitz in Wesendorf. Darüber hinaus ist sie seit vielen Jahren aktiv im Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen, im Bildungswerk Verkehrsgewerbe Niedersachsen, in der Industrie- und Handelskammer und im Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer tätig. 

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Edith Bischof erhielt Urkunde und Orden im Rahmen einer Feierstunde aus der Hand von Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs.

Die viel beschäftigte Unternehmerin hat bereits Ende der 80er-Jahre damit begonnen, sich besonders für arbeitslose, alleinerziehende Frauen einzusetzen und das Projekt „Vorfahrt für Frauen“ initiiert, das immer noch aktuell ist und für das sie bis heute tagtäglich arbeitet, wie sie sagt. Am 1. Februar dieses Jahres hat ihr der Bundespräsident für ihr großes Engagement die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, stellvertretend überreicht vom Wolfsburger Oberbürgermeister Klaus Mohrs.

EIN RICHTUNGWEISENDES PROJEKT

„Vorfahrt für Frauen“ geht auf eine Idee zurück, die Edith Bischof zunächst in ihrem eigenen Betrieb umsetzte. Ihr war aufgefallen, dass sich sehr viele Damen auf Stellenanzeigen meldeten, in denen Bischof Reisen nach Reinigungskräften für ihre Omnibusflotte suchte. Waren allerdings Busfahrer – und auch Busfahrerinnen – gefragt, ging die Resonanz gegen null. Also hat die zupackende Unternehmerin kurzerhand die Tore des Betriebshofes schließen lassen und die als potenzielle Reinigungskräfte angetretenen Damen zu einer Runde mit dem Bus über den Hof eingeladen.

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„Die erste Reaktion war blankes Entsetzen, doch als die Frauen erst das Lenkrad in der Hand hatten und die erste Kurve meisterten, da strahlten die Gesichter“, sagt Edith Bischof und schmunzelt. Und sie machte sich daran, aus dieser Episode ein tragfähiges Projekt zu entwickeln. Durch großen persönlichen Einsatz und eine Kooperation mit VW Coaching und dem Bildungswerk Verkehrsgewerbe Niedersachsen konnte einer der ersten Lehrgänge des Projektes „Vorfahrt für Frauen“ in Gifhorn beginnen. „Es waren 25 oder 30 Damen, alle über 44, arbeitslos und alleinerziehend. Alle haben die elfmonatige, anspruchsvolle Ausbildung abgeschlossen und eine voll versicherungspflichtige Stelle bekommen“, sagt Bischof.

Inzwischen haben auch andere Bundesländer das Projekt übernommen; mehr als 300 ausgebildete Busfahrerinnen sind bislang daraus hervorgegangen. Und das Projekt geht weiter, auch Männer können unter bestimmten Voraussetzungen teilnehmen. Gesellschaftliches Engagement, speziell für benachteiligte Frauen, war für Edith Bischof schon immer selbstverständlich. Dass sie für etwas, das sie gerne tut, auch noch ausgezeichnet wurde, hat sie sehr verblüfft. Doch mittlerweile freut sie sich darüber – und noch mehr über die Frauen und Männer, die mithilfe dieses Projektes wieder eine positive Perspektive in ihrem Leben bekommen haben.