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Alte Liebe rostet nicht: der legendäre Buckel-Ford

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Henning Steg und seine alte Liebe: ein legendärer Buckel-Ford mit faszinierendem Perlmuttschimmer.

„Autofahren ist kein Luxus, aber immer ein Vergnügen mit dem Taunus!“ So warb 1950 der Autobauer Ford für seine erste Kölner Eigenentwicklung, den Ford Taunus G73A. Auch Henning Steg kennt aus Erfahrung jenes besondere Vergnügen. 1961 mit gerade mal 18 Lenzen – kaum den Führerschein in der Hand – hatte er sich für 400 Mark einen grünen Ford Taunus, Baujahr 1949, gekauft. Seine Freunde staunten nicht schlecht. „Die Jungs, die bestenfalls ein Fahrrad besaßen, waren völlig perplex, als ich stolz wie Oskar mit dem zwölf Jahre alten Wagen angefahren kam – auch wenn ich kaum noch Geld in der Tasche hatte und erst einmal für vier oder fünf Mark den kaputten Auspuff in der nächsten Fordwerkstatt schweißen lassen musste“, schmunzelt der international erfolgreiche Unternehmer. Doch ihm stand schon immer der Sinn nach Besonderem. Nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher wanderte er mit kaum 19 Jahren nach Schweden aus. Aber bis heute pflegt er beste Kontakte in seine Heimat, die Region Wolfsburg-Gifhorn. Mit einem seiner Jugendfreunde, Eckhard Baumgart, verbindet ihn mehr denn je die gemeinsame, ungebremste Leidenschaft für Oldtimer. Charakteristische Fastbackline

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Besticht bis ins letzte Detail: der Ford Taunus G73A.

Henning Steg erzählt: „Unvergessen, mein erster Ford Taunus mit seiner kräftigen Nase, dem großen verchromten Grill und der charakteristischen Fastbackline, die der Volksmund so gar nicht schmeichelhaft ‚Buckel’ nannte. Ich habe diesen Wagen vom ersten Moment an geliebt, auch wenn ich wohl mehr drunter gelegen als drinnen gesessen habe, ständig am Getriebe schrauben musste. Und wenn ich an den Winter von damals denke: Da war noch nichts mit Glykol-Frostschutz … Jeden Abend musste das Kühlwasser abgelassen werden, damit es über Nacht nicht gefriert!“

Hart geht Henning Steg mit sich ins Gericht, wenn er daran denkt, wie er damals, als junger Mann, mit Tempo 115 oder 120 von Hannover nach Braunschweig gerast ist. Er erklärt: „Die Vorderräder waren nicht balanciert und plötzlich rüttelte in meinen Händen das Steuer wie verrückt. Ich stoppte sofort auf dem nächsten Parkplatz und sah die Bescherung: Die Seitenwand eines Vorderrades war gerissen, der Schlauch wölbte sich wie ein Tennisball heraus. Da gab es nur eines: Luft ablassen, den Schlauch wieder reindrücken und ganz vorsichtig nach Hause fahren.“

Heute absolutes Liebhaberstück

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So schnell wie Henning Steg damals voller Euphorie Besitzer eines Buckel-Taunus wurde, so schnell verabschiedete er sich auch wieder von dem Wagen – wie viele seiner Zeitgenossen damals auch. Das Vorkriegsmodell galt längst als technisch überholt. Trotz üppiger Chromteile und größerem Heckfenster waren Autokäufer des eher trägen Wagens müde geworden. Selbst auf dem Gebrauchtwagenmarkt schenkte man der überalterten Optik mit dem Buckel keine Aufmerksamkeit mehr. Bei modernen Autos gehörte plötzlich ganz einfach Ponton zum guten Ton. Weil der Buckel-Taunus zudem sehr korrossionsanfällig war und vielen Besitzern buchstäblich unterm Hintern wegrostete, landete so mancher der insgesamt nur 74 000 Wagen seiner Modellreihe sogar vorzeitig auf dem Schrottplatz. Sehr schnell war der Buckel-Taunus damit von den Straßen verschwunden. Auf Oldtimertreffen gilt er längst unter Liebhabern als absolute Rarität. Und wie heißt es so schön: Alte Liebe rostet nicht!

Weißwandreifen & Perlmuttschimmer

„In meinem Leben bin ich schon die tollsten Wagen gefahren. Aber mein erstes Auto war ein Buckel-Taunus. So ein Schätzchen wollte und musste ich unbedingt wieder haben“, bekennt Henning Steg und streichelt behutsam über das top gepflegte Prachtexemplar seines Luxus-Modells, Baujahr 1952. Im lindgrünen Originalmetalliclack, der seinerzeit noch mit zermahlenen Fischschuppen hergestellt wurde, besticht der Wagen durch seinen unwiderstehlichen Perlmuttschimmer schon beim ersten Anblick. Dazu die schicken Weißwandreifen, das Polster, das Interieur …

Henning Steg erzählt: „Mein Gifhorner Neffe, Jörg Walte, hatte das Fahrzeug vor drei Jahren im Internet entdeckt und sofort bei mir Alarm geschlagen. Ich war den ganzen Winter über in meinem Domizil in Thailand, sah nur die Bilder per Mail und schon klopfte mein Herz vor Freude bis zum Hals. Ohne den Wagen persönlich inspiziert zu haben, bat ich Jörg, das gute Stück unbedingt zu holen. Schließlich konnte ich es kaum erwarten, endlich nach Deutschland zu kommen und eine erste Probefahrt zu starten – natürlich unbedingt zusammen mit meinem Freund Eckhard Baumgart.“

Nostalgie pur mit 34 PS und drei Gängen 
 

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Die beiden Männer einte wieder einmal ein ganz besonderes Glücksgefühl: raus aus der Stadt, ganz gemächlich über Land. Der Ford Taunus: ein Genuss von Nostalgie pur mit Motorblock und Zylinderkopf aus Grauguss, 34 PS unter der Haube, Drei-Gänge-Getriebe, bei dem nur der zweite und dritte Gang synchronisiert sind, 6-Volt-Gleichstrom-Lichtmaschine und zweiflügligem Kühlerventilator! Und die niedliche, im Motorraum fest platzierte Mini-Werkzeugtasche mit Ölkännchen, Schmirgelpapier, Unterbrecherkontakt, Testgerät, Zündkerze und Kondensator ist für die beiden technisch versierten Tüftler so etwas wie das Sahnehäubchen auf einem Schokoladeneis.

Was Henning Steg übrigens erst im Nachhinein feststellte: Sein Schätzchen stammt ursprünglich aus dem legendären Ford-Autohaus Otto Hausmann in Passau, dem „Haus der guten Gebrauchtwagen seit 1928“, das 1975 geschlossen wurde und über 40 Jahre unter einem von Efeu überwucherten Lichtdach im Dornröschenschlaf schlief. Wenn Autos reden könnten, hätte sein Ford Taunus also viel zu erzählen … (bc)