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170 Jahre Aller-Zeitung

Aus kleinen Anfängen zu großer Blüte

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Im Jahr 1982 war das Gautschen, bei dem ein Druckerlehrling nach bestandener Prüfung in einer Bütte untergetaucht wird, noch eine Riesenaktion in der Innenstadt.

Stolze 170 Jahre ist es her, dass in Gifhorn der Grundstein für eine erfolgreiche Zeitungsgeschichte gelegt wurde. Wobei die heutige Aller-Zeitung damals noch einen anderen Namen trug, unter dem sie die Gifhorner Bürger mit aktuellen Nachrichten versorgte. Denn am 2. März 1850 brachte Carl Heyer das vierseitige Blatt als „Gifhorner Zeitung und Anzeigen“ heraus. Nur ein Jahr zuvor hatte der Landvermesser eine Steindruckerei gegründet.   DER LESER ALS AUTOR  Rund zwei Jahre blieb Heyer dann bei diesem Titel. In der Zwischenzeit allerdings überlegt sich der „Mann des Fortschritts“, wie er sich selbst nannte, einen einprägsameren Namen für sein Anzeigenblatt: Am 6. August 1851 wurde die Aller-Zeitung aus der Taufe gehoben. Sie erschien zweimal pro Woche. Der Name blieb, die Herausgeber änderten sich, und auch die Verlagssitze wechselten. Nach den Anfängen am Schillerplatz folgten Umzüge an die Torstraße und an den Marktplatz.Im November 1852 übernahm der aus Heidelberg stammende Hermann Schulze Druckerei und Zeitung und erweiterte das Unternehmen um eine Buchhandlung. Schulze galt als Liberaler. In einem Leitartikel erklärte er, warum er das Hannoversche Königreich seiner eigentlichen Heimat vorzog: „...weil hier keine drückenden Bestimmungen den Ausdruck der öffentlichen Meinung hemmen“. Dem Recht der freien Meinungsäußerung ließ er freien Lauf. Und so erschienen in seinem Blatt nicht nur selbst verfasste Gedichte, Artikel und Nachrichten aus dem lokalen Umfeld. Schulze forderte seine Leser auch zum Schreiben auf.

Die AZ erscheint heute in der Madsack Medien Ostniedersachsen GmbH & Co. KG

DAS „AMTLICHE KREISBLATT“

Als Hannover 1866 preußisch wurde, hatte der Nationalliberale Schulze keine Schwierigkeiten damit und wurde für seine Einstellung prompt belohnt: Die AllerZeitung wurde 1867 als amtliches Organ und Kreisblatt anerkannt. Die überregionalen Nachrichten stammten in der Regel vom Wolf’schen TelegraphenBureau in Berlin (WTB). Einerseits eine Ehre, andererseits ein Manko: In dem stark welfisch geprägten Gifhorn stieß das „Amtliche Kreisblatt“ übel auf. Vielleicht war das der Grund, warum Schulze nach 25 Jahren das Blatt an August Schneider, einen Verleger aus Sangershausen, verkaufte.

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Vier Jahre blieb Schneider am Ball. Sein Nachfolger, Otto Niemann, mischte nur ein Jahr im Zeitungsgeschäft mit und verkaufte 1890 schließlich an Adolf Enke, der als Redakteur der „Vossischen Zeitung“ aus Berlin kam. Adolf Enke gelang es, das Blatt zu festigen. 1891 versuchte er, mit der „Zeitung für den Kreis Isenhagen“ einen weiteren Markt dazuzuerobern. Nach zwei Jahren scheiterte dieses Projekt zwar, doch die AllerZeitung trug keinen Schaden davon. Im Gegenteil.

             
TÄGLICHES ERSCHEINEN


Zum einen errichtete Enke 1899/1900 in der Gifhorner Innenstadt ein markantes Gebäude, das noch heute Sitz von Tageszeitungs, Hallound Sonderthemenredaktion sowie Anzeigenabteilung und Geschäftsstelle inklusive Konzertkasse ist. Und zum anderen erschien die Aller-Zeitung vom 1. November 1905 an täglich. Das allerdings schon unter der Regie von Adolf Enkes Schwester Elise Enke, 1929 übernahm Hugo Enke, Adolf Enkes Neffe, die Leitung. Er hatte auch schon in Birkenfeld am Hunsrück eine Zeitung herausgegeben – und so florierte auch unter seiner Regie das Geschäft in Gifhorn. Die AZ erlebte eine neue, sorglose Blüte – bis die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht ergriffen.