Anzeige
Gemeinde Sassenburg "Moor & more"

Ausstellung „Angekommen“

Ausstellung „Angekommen“ Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Fotos: Nicola Paschinski

Adama S. hat keine Eltern mehr und seine große Schwester wollte ihren Bruder nicht im Krieg sterben sehen, denn in allen Kriegsgebieten sind männliche Jugendliche am meisten gefährdet, da diese von den marodierenden Banden willkürlich von der Straße geholt und dann auch für Kriegsverbrechen missbraucht werden. Deshalb flüchtete der Junge im Alter von 15 Jahren von der Elfenbeinküste. Auf seiner über zweijährigen Flucht musste er immer wieder Halt machen, um zu arbeiten, denn er hatte kein Geld. Mittlerweile lebt der heute 22-Jährige in Gifhorn, spricht fließend Deutsch und ist im 3. Lehrjahr bei einer Heizungsbaufirma beschäftigt. Sein größter Wunsch: Wenn in seinem Land wieder Frieden ist, möchte er zurückkehren und seine Schwester wiedersehen, die er vor sieben Jahren verließ.  

Der Platendorfer Thomas Bollmann möchte durch seine Fotoausstellung „Angekommen/Shame“ den Betrachter durch seine Fotos sensibilisieren und dazu anregen seine eigene Vorurteile kritisch zu hinterfragen.

Ausstellung „Angekommen“-2

Die Geschichte von Adama ist nur eines vieler Flüchtlings-Schicksale. Schicksale, die Thomas Bollmann auf den Plan gerufen haben. Drei Jahre lang hat der Hobbyfotograf Flüchtlinge bei Freizeitaktivitäten mit der Kamera begleitet und dabei viel Trauer und Verzweiflung aber auch Freude gesehen. Da ist die Mutter, die ihrem Baby zärtlich einen Kuss gibt, eine Frau, die strahlt, weil sie gerade das Schwimmen gelernt hat, und ein Sudanese, der still mit den Augen trauert, weil er gerade die Botschaft erhalten hat, dass seine Mutter verstorben ist.

Solche und viele andere innige Aufnahmen zeigt Thomas Bollmann in der Ausstellung „Angkommen“, die bereits in Meinersen, Gifhorn und im Rathaus Westerbeck zu sehen war und die jetzt gerade in Heilbronn aufgestellt wird. „Auf meinen Bildern habe ich bewusst meist glückliche Momente festgehalten, denn ich möchte, dass man die Flüchtlinge als Menschen wahrnimmt und nicht als Problem“, erklärt der gebürtige Platendorfer. Es geht darum, neugierig zu machen und den Betrachter für die Menschen und deren Schicksale zu sensibilisieren.
  

Ausstellung „Angekommen“-3

Unterstützt wurde die Ausstellung von Gifhorns Interkulturellem Stammtisch, den Bollmann regelmäßig besucht. Der im Oktober 2018 gegründete Stammtisch trifft sich samstags von 16 bis 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus Omnibus im Georgshof. Die Idee ist, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen – Einheimische und Flüchtlinge – sich auf Augenhöhe begegnen und so einander kennen- und verstehen lernen. „Für mich ist der Kontakt mit Flüchtlingen eine Win-Win-Situation“, sagt der Ruheständler, der seine Eindrücke und Erlebnisse demnächst in einem Buch veröffentlichen möchte. „Meine Ausstellung und mein zukünftiges Buch sollen dazu beitragen, Vorurteile und Ängste abzubauen und den Spannungen in unserer Gesellschaft durch Aufklärung und Dialog zu begegnen.“

Wer mehr über uns erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zum Interkulturellen Stammtisch. Es gibt keinerlei Verpflichtungen. Außer Freude und Interesse an fremden Kulturen muss keiner etwas mitbringen. (nip)