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City Magazin Frühling 2021

AWO-Selbsthilfekontaktstelle Gifhorn: 60 Gruppen sind in der Corona-Zeit stark gefordert

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Die Gruppenleitungen sind vor allem via Videochat miteinander in Kontakt. Dranbleiben lautet die Devise.

AWO-Selbsthilfekontaktstelle

Wer ohnehin schon in einer schwierigen Situation steckt, leidet in der Pandemie besonders. Es geht um Menschen, die zum Beispiel an Alzheimer erkrankt sind, die ADHS, Depressionen, Herz- und Nierenkrankheiten oder Suchtprobleme haben. Noch schwerer wird es für sie, weil stützende Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige in Pandemiezeiten nicht wie gewohnt stattfinden. Dabei ist das Angebot im Landkreis Gifhorn recht üppig. „Wir haben rund 60 Selbsthilfegruppen“, sagt Rebecca Pohlmann von der AWO-Selbsthilfekontaktstelle. Eine erhöhte Nachfrage sei zurzeit in Sachen Depressionen und Sucht zu verzeichnen. Aus den Suchtselbsthilfegruppen seien zudem einige Rückfälle gemeldet worden. „Leider fehlt hier eine Perspektive“, berichtet sie. Denn Öffnungen seien im Niedersächsischen Stufenplan bisher nicht vorgesehen.   

AWO-Selbsthilfekontaktstelle

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Öffentlichkeitsarbeit ist gerade in Pandemiezeiten wichtig. 

Die Kontaktbeschränkungen machen allen Gruppen zu schaffen. Videokonferenzen kommen als Alternative eher nicht so gut an. „Manche sagen: Ich kann mich in einer Videokonferenz nicht öffnen oder: Das ist mir zu technisch, zu fremd“, erzählt etwa Margit Tütje-Schlicker, die zwei ADHS-Selbsthilfegruppen leitet. Nur manche seien froh, dass sie nun keinen Babysitter brauchten oder ihnen eine Autofahrt erspart bleibe. Um sich austauschen zu können, über Strategien, Hilfen und wie es einem gehe, sei es aber wichtig, in Kontakt zu bleiben. Ihr Appell ist, es einfach mal online zu probieren. „Klar, es ist anders, aber es ist ein Austausch“, betont sie.

In der Selbsthilfegruppe für Nierenerkrankte macht vor allem die Technik Probleme. „Die meisten sind 70 plus. Manche sind superfit in diesen Dingen, andere haben aber Berührungsängste“, sagt Gruppenleiter Thomas Männicke. Sobald Treffen wieder möglich sind, soll es Angebote zur technischen Fortbildung geben, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Er weiß aber auch: „Das Internet ersetzt kein Treffen. Die menschliche Nähe fehlt. Wir lachen zusammen und wir weinen zusammen. Es geht eben oft auch um Ängste.“ Ähnliche Probleme sieht auch die Gruppenleitung der Herzselbsthilfegruppe und Astrid Korte, Koordinatorin der Alzheimergesellschaft Gifhorn. „Wir kämpfen jetzt darum, trotzdem in Kontakt zu bleiben. Wir telefonieren viel und schreiben auch Postkarten. Aber der Leidensdruck ist hoch. Es freuen sich schon alle darauf, wenn es wieder losgeht“, sagt sie.

Die Kontaktstellenmitarbeiterin Rebecca Pohlmann bemüht sich derweil um Räume, in denen die Abstandsregeln auch eingehalten werden können. Vor allem Hotels und Restaurants seien da sehr kooperativ. Zurzeit heißt es aber noch: Ohren steifhalten. „Wir versuchen, dran zu bleiben, die Kontakte weiter zu pflegen und die Gruppenleiter dazu auch anzuregen. Viele sind kreativ, telefonieren, treffen sich zum Spazierengehen oder im Garten.“ Das zahlt sich offenbar aus. „In den Nachbarlandkreisen haben sich schon einige Selbsthilfegruppen aufgelöst. Bei uns bisher noch keine“, sagt die Pädagogin. (aho)