Anzeige
Sicherheitswochen 2017

Das Fahrzeug als Butler

Das Fahrzeug als Butler Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Schöne neue Welt? Künftig könnte das Auto auch als mobiler Arbeitsplatz dienen. FOTO: BOSCH

Die Technik soll den Fahrer entlasten. Demnach werden Autos nicht nur selber fahren, sondern zugleich auch Büro sein.

Von Mario Hommen Die vollvernetzte und autonome Autozukunft verspricht viele Innovationen, die den Fahrer zunehmend entlasten sollen. Welche das sein könnten, zeigt Bosch mit einem neuen Konzeptfahrzeug.Der Bosch-Demonstrator verfügt über eine große Zahl von berührungsempfindlichen Displays. Analoginstrumente haben hier ausgedient. Stattdessen werden Funktionen über die Touchscreens gesteuert, die sogar ein haptisches Feedback geben und damit das Gefühl echter Schalter vermitteln. Der Fahrer kann alternativ auch mit freien Handgesten Anweisungen geben, die von einer Kamera registriert werden. Auch dazu gibt es eine haptische Rückmeldung – per Ultraschall.Die Technik der Zukunft soll den Fahrer entlasten. Das beginnt beim Einsteigen. Eine Kamera identifiziert den Gast und der Rechner aktiviert das persönliche Fahrerprofil – die Einstellungen von Lenkrad, Spiegel oder Klimaanlage, aber auch die Lieblingsmusik oder die in der Cloud hinterlegten Termine. Sofern die Voraussetzungen gegeben sind, fährt das Auto selbstständig, der Fahrer kann sich anderen Dingen widmen. Computertechnik und Vernetzung bieten viele Möglichkeiten – das Auto mutiert zum mobilen Büro.Im autonomen Fahrmodus kann man auch für den Feierabend planen. Der Küchenassistent macht Rezeptvorschläge und überprüft im Smart Home, ob die hierfür nötigen Zutaten im Kühlschrank vorhanden sind. Die Vernetzung mit dem Haus zeigt zudem, ob Türen und Fenster verschlossen sind. Mit Echtzeitinformationen über freie Lücken am Zielort lassen sich gezielt verfügbare Parkplätze ansteuern.

Sicherheitswochen 2017

Das Fahrzeug als Butler-2

Smart Car: Deutsche sind weiter skeptisch

Laut einer Bertelsmann-Studie ist sich die Mehrheit der Befragten einig, dass es in Deutschland binnen zehn bis zwanzig Jahren selbstfahrende Fahrzeuge geben wird, der Großteil der Deutschen steht dem Thema aber trotzdem skeptisch gegenüber. Zwei von drei Befragten sind grundsätzlich argwöhnisch, was die Technik selbstfahrender Autos angeht. Begeisterung zeigt nur jeder vierte. Generell können sich 61 Prozent der Menschen nicht vorstellen, selbst ein autonomes Fahrzeug zu nutzen. Am ehesten käme das bei langen Autobahnetappen (59 Prozent), Nachtfahrten in den Urlaub (51 Prozent) und dem täglichen Arbeitsweg (44 Prozent) infrage. Auch was den Grund für die Ablehnung der autonomen Fahrzeuge angeht, sind sich die Deutschen einig. Vor allem die Angst vor Unfällen (84 Prozent), der Kontrollverlust über das eigene Auto (83 Prozent) und die Gefahr von Hackerangriffen (74 Prozent) geistern in den Köpfen der Befragten herum.

Im Test

Blackbox Auto-App

Was theoretisch nett und hilfreich klingt, kann sich als undurchsichtige Schnüffelei erweisen

Das Fahrzeug als Butler-3
Viele Auto-Apps zeigten ein kritisches Datensendeverhalten. FOTO: HERSTELLER

Auto-Apps senden meist ohne Wissen des Nutzers mehr Daten als nötig an den Hersteller selbst und an Dritte. Zu diesem Urteil kommt die Stiftung Warentest, die 13 Anwendungen von Herstellern untersucht hat. Was für Daten das sind und was mit ihnen geschieht, bleibe oft weitgehend im Dunkeln. Und: „Klare, verständliche Datenschutzerklärungen liegen für keine der Apps vor“, kritisieren die Experten.

Bei den Datenschutzinfos stellten sie deutliche oder sehr deutliche Mängel fest. Das Datensendeverhalten wurde bei allen Anwendungen als kritisch eingestuft.

Daten gehen an Autohersteller und Drittanbieter

Nutzer müssen sich meist mit Namen, der ganzen oder einem Teil der Fahrzeugidentifikationsnummer bei den Apps anmelden. Die Warentester schlagen für die Zuordnung zum Fahrzeug einen Zufallscode vor. Oft wurde im Test der Standort des Gerätes an Dritte wie Google oder andere Kartendienstanbieter geschickt, auch wenn gerade die Ortungs- oder Navigationsfunktion gar nicht genutzt wurde. Auch eindeutige Handykennungen, der Name des Mobilfunkanbieters oder andere Nutzungsstatistiken gingen oft an die Autohersteller oder Drittanbieter von Internetdiensten. Die Apps verbinden sich per Bluetooth oder Mobilfunk mit dem Bordsystem. Insbesondere beim zweiten Übertragungsweg läuft die Kommunikation direkt über die Server des Herstellers, wobei dann besonders viele Daten anfallen. Das Problem: Was Autos mit Mobilfunkmodul tatsächlich übertragen, konnten die Experten nicht prüfen.

Abhängig von Verbindungsweg, Modell und App gab es im Test folgende Steuerungs- und Prüfmöglichkeiten: Ziele ans Bordnavi schicken, das Fahrzeug orten, Türen öffnen, Klimaanlage oder Standheizung fernsteuern, die Hupe auslösen sowie Warnblinker oder Scheinwerfer einschalten und Bordcomputerinfos checken, etwa den Reifendruck, den Kilometerstand, die Reichweite oder Tankfüll- sowie Batterieladestand bei Elektroautos. Daneben bieten die Apps auch den Zugriff auf Onlineinformationen und -dienste von der Betriebsanleitung bis zum Werkstatttermin. Drei der Apps im Test boten ausschließlich solche Informationen und keinerlei Zugriff auf Fahrzeugfunktionen.

Einen Fragebogen der Stiftung Warentest ließen ein Dutzend Hersteller unbeantwortet. dpa/rnd

Tipp

Im April 2018 wird es beim Thema Autos, die ständig eine Datenverbindung unterhalten, und Datenschutz noch einmal spannend. Dann müssen alle Neuwagen mit einem System ausgestattet sein, das bei einem schweren Unfall automatisch den Standort an eine Notrufzentrale sendet. Das heißt aber auch, dass mittelfristig alle Autos ständig über ein Mobilfunkmodul mit den Servern der Hersteller oder deren Dienstleistern verbunden sind, über das im Prinzip beliebige Daten fließen können.