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Gifhorner Wirtschaftsspiegel 1/2017

Der Elektroantrieb steht im Fokus

Der Elektroantrieb steht im Fokus

Zukunft der Mobilität

Es gibt kaum ein Thema, das die Menschen seit der Industrialiserung so sehr beschäftigt wie dieses: Mobilität. Wie werden sich kommende Generationen in der Zukunft von einem Ort zum anderen bewegen können? Wird vieles leichter dadurch, können die Menschen noch schneller reisen? Wird die zukünftige Art der Fortbewegung in 100 Jahren den Alltag völlig umgekrempelt haben? Wird durch die verbesserte Mobilität auch die Lebensqualität der Menschen weiter optimiert?Das Thema „Mobilität der Zukunft“ ist also nicht neu, doch es bleibt spannend wie bereits vor 200 Jahren. Wer zurückdenkt und sich ausmalt, wie die Menschen dieser Zeit über ihre künftige Mobilität gedacht haben, dem fällt unwillkürlich ein Name ein: Jules Verne. Der Visionär und Schriftsteller lebte von 1828 bis 1905, einer Zeit, die von technischer Ungeduld geprägt war. Forscher und Erfinder suchten fieberhaft nach Möglichkeiten, schnellere Verkehrsmittel zu konstruieren, die jedermann benutzen können sollte.Mobilität war also noch eine mühselige Angelegenheit. Kein Wunder also, dass Jules Verne neue Erfindungen im Mobilitätsbereich mit großem Interesse verfolgte. Verne blieb sein ganzes Leben lang ein begeisterter Entdecker, der sich mit den technischen Erfindungen seiner Zeit intensiv auseinandersetzte. Als Autor stellte er seinen Heldenfiguren utopische Fortbewegungsmittel zur Seite. Und war damit seiner Zeit voraus. Manches, was damals nur Vision war, ist heute Wirklichkeit.

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Und wie sieht es mit den heutigen Visionen aus? Wir sind mehr denn je abhängig von der Mobilität. Dies gilt für den privaten, vor allem aber auch für den wirtschaftlichen Bereich. Gute Mobilität ist ein Teil der Lebenswirklichkeit geworden und mit dem Gefühl grenzenloser Freiheit verbunden. Nicht mobil sein zu können bedeutet, nicht in vollem Umfang am wirtschaftlichen und damit auch am sozialen Leben teilnehmen zu können. Mobilität geht also alle an – jeden persönlich.

Der Individualverkehr heutiger Form bleibt dabei vor allem für den Einzelnen von Nutzen, bringt aber auch Probleme mit sich. Einer allein macht noch keinen Stau, viele dagegen schon. Dasselbe gilt für Lärm, Verspätungen, Unfälle, Abgase und andere Auswirkungen auf Mitmenschen und Umwelt. Über Mobilität muss man also offen – das schließt ergebnisoffen mit ein – diskutieren können. Sie ist unverzichtbarer Bestandteil einer modernen und vernetzten Welt. Der Mensch von heute muss alle Verkehrsträger im Blick behalten.

In der Diskussion um den Straßenverkehr zum Beispiel spielt der Elektroantrieb eine große Rolle und ist mit Blick auf die Mobilität von morgen ein Teilaspekt, der am meisten im Fokus steht. Mit 34 000 zugelassenen Fahrzeugen zu Jahresbeginn liegt der Marktanteil der E-Autos aber noch weiterhin unter einem Prozent. Dabei ist die Technik uralt: Komfortable, einfach zu bedienende Elektroautos mit mehr als 100 Kilometern Reichweite gab es schon zur Zeit des Ersten Weltkrieges in großer Zahl – und sogar noch früher.

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Elektrisch angetriebene Fahrzeuge gibt es schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts – zur Zeit des Ersten Weltkriegs sogar in großer Zahl.

Was man heutzutage kaum glauben mag: In den USA fuhren um 1900 fast 40 Prozent der Autos elektrisch. In Deutschland waren 1913 nach Schätzungen des Historikers Heiner Rössler bereits Hunderte E-Autos zum Beispiel als Postfahrzeuge im Einsatz. Der Marktanteil war damit höher als heute. Hauptnachteil damals wie heute: Es fehlte vor allem auf dem Land an Stromtankstellen und das Auto war wegen der aufwendigen Batterien sehr teuer. Also verloren die E-Fahrzeuge das Rennen gegen die Benziner – vor allem, weil elektrische Anlasser aufkamen und damit das mühselige Ankurbeln der Motoren wegfiel. Heute aber wird sich die Technik „ganz sicher“ durchsetzen, glaubt der Duisburger Autofachmann Ferdinand Dudenhöffer.

Der Verkauf von E-Autos ist in Niedersachsen allerdings im vergangenen Jahr sogar zurückgegangen, obwohl es seit dem 1. Juli eine staatliche Kaufprämie gibt. So wurden in Niedersachsen 2016 laut Kraftfahrt-Bundesamt nur 1010 Autos mit Elektroantrieb zugelassen. Im Jahr 2015, als es noch keine Prämie gab, waren es 1020 E-Autos. Der Anteil der Elektroautos an den Gesamtzulassungen ist nach wie vor gering. 2016 lag er bei 0,28 Prozent aller Neuwagenzulassungen in Niedersachsen. Das liegt noch unter dem ohnehin geringen Bundesschnitt: Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr 11.410 E-Autos zugelassen, das entspricht einem Anteil an den Gesamtzulassungen von 0,34 Prozent. Bund und Länder hatten sich von der Verkaufsprämie für Elektroautos mehr erhofft. Die Prämie habe aber wenig Wirkung gezeigt, meint auch der Präsident des Verbandes KfZ-Gewerbe Niedersachsen-Bremen, Karl-Heinz Bley: „Wir haben festgestellt, dass die E-Mobilität auch mit der Kaufprämie ein Flop ist.“ Ebenso wie Bley macht auch Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management drei Probleme für den schleppenden Verkauf verantwortlich, die in der Branche unter dem Kürzel RIP laufen: Reichweite, Infrastruktur, Preis. „Das Thema Reichweitenangst ist groß“, sagt Bratzel. Das könne sich ändern, wenn die Qualität der Batterien sich verbessere.

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An fehlenden Ladestationen liege es schon lange nicht mehr, meint dagegen Raimund Nowak, Geschäftsführer der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg. Sie hat in den vergangenen Jahren am Bundes-Förderprogramm „Schaufenster Elektromobilität“ teilgenommen. Die Ladestationen seien fast immer frei, viele Unternehmen würden ihren Mitarbeitern Anschlüsse bieten, und letztlich könnten viele ihren Wagen auch zu Hause aufladen, so Nowak. „Dass im vergangenen Jahr so wenige E-Autos verkauft wurden, liegt daran, dass es keine Autos zu kaufen gab“, sagt der Grünen-Politiker. Wie auch immer: Im Zuge des Aufschwungs der Erneuerbaren Energien wird zwangsläufig auch die E-Mobilität einen allmählich immer höheren Stellenwert erhalten. Denn Strom für Autos, der aus Kohle gewonnen wird, ist umweltpolitisch gesehen eine Milchmädchenrechnung. Noch sind Benziner und Dieselfahrzeuge ohnehin nicht wegzudenken und das könnte auch noch länger so bleiben. Denn auch hier tut sich vieles: Motoren werden optimiert, die Erforschung des autonomen Fahrens gewinnt an Rasanz, überhaupt macht die Wissenschaft in Hinsicht auf moderne Fahrkonzepte einige Fortschritte.

Die Mobilität der Zukunft wird demzufolge ein spannendes Kapitel bleiben. Und die Entwicklung wird ein dauerhafter Prozess bleiben. Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht.