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Samtgemeinde Meinersen

Ehrenamtliche Arbeit – aber die harte Gangart bitte!

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Strenge Kontrolle zur eigenen Sicherheit: Bei der Belastungsübung werden die Messwerte der Atemschutzträger ermittelt. Nur wer fit ist, darf zum Einsatz.

Atemschutzträger der Freiwilligen Feuerwehr gehen an Belastungsgrenzen

Sie zählen zu den Blockbustern des US-amerikanischen Kinos und garantieren Action und Emotion pur: „Flammendes Inferno“ mit Paul Newman und Steve McQueen, „Backdraft–Männer, die durchs Feuer gehen“ und „Ladder 49“ sind nur einige von ihnen – mit Feuerwehrleuten als Leinwandhelden, die Leben retten, indem sie ihr eigenes riskieren, für die Kameradschaft alles zählt, zur Not bis in den Tod.Hollywood, Amerika, Flammenmeer – das ist alles weit weg, denken viele Kinobesucher, wenn sie aus der Vorstellung kommen und durch die Gifhorner Altstadt schlendern. Ganz anders die über 1,3 Millionen Mitglieder der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr, der Kinder- und Jugend- und Betriebsfeuerwehren in Deutschland. Sie wissen, welche Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten – physische wie psychische – notwendig sind, um überhaupt für Rettungseinsätze geeignet zu sein. Die meisten von ihnen haben hinreichend oft erlebt, dass Hollywood vielleicht übertreibt, aber zumindest eine Ahnung davon vermittelt, wie knallhart dieser freiwillige Einsatz für das Gemeinwesen sein kann.Keine Zulassung ohne HärtetestsZusätzlich zu den Grundlehrgängen, die alle Freiwilligen Feuerwehrleute absolvieren müssen, halten die Feuerwehren auch Spezialkräfte für besondere Aufgaben vor. Zu ihnen zählen die Atemschutztrupps. Ihr Einsatz zählt zu den gefährlichsten Aufgaben, denn wo sie gebraucht werden, müssen sie sich in einer 25 Kilo schweren Montur inklusive Pressluftgerät oft im Stockdunklen oder in undurchdringlichem Qualm Meter für Meter vorarbeiten. „Aus medizinischer Sicht muss ein Atemschutzgeräteträger vor allem eine sehr gute Lungenfunktion haben, darf nicht an Raumangst leiden und muss auch unter Stress besonnen handeln können“, nennt Samtgemeindebrandmeister Sven Mayer die Grundvoraussetzungen für diesen Job.

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„Ich bin sportlich viel unterwegs und halte mich fit. Deshalb war es immer für mich klar, unsere Atemschutztrupps durch meinen Einsatz zu stärken.“

Ob die erfüllt sind, wird zunächst in einem medizinischen Eignungstest mit Check der Lungenfunktion, Belastungs-EKG und Röntgenbild festgestellt, Belastungs-EKG und Röntgenbild festgestellt Prüfung. Kein Problem für die 20-jährige Hannah Bögeholz aus Leiferde. Die angehende Kfz-Mechatronikerin ist schon seit ihrem zehnten Lebensjahr bei der Jugendfeuerwehr. Sie hatte das Ziel, mit 18 Jahren Atemschutzträgerin zu sein, und hat den Eingangstest mit Bravour bestanden. „Ich bin sportlich viel unterwegs und halte mich fit. Deshalb war es immer für mich klar, unsere Atemschutztrupps durch meinen Einsatz zu stärken“, betont Hannah Bögeholz.

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Auch Joachim Bartels trat der Jugendfeuerwehr bei, allerdings bereits vor 45 Jahren. Er ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann, leitet hauptberuflich die Werkfeuerwehr bei Teves in Gifhorn und gehört bei der Freiwilligen Feuerwehr seit 35 Jahren zu den Atemschutzträgern. „Wie alle über 50-Jährigen muss ich jetzt jedes Jahr zum Gesundheits-Check, aber da sind keine Beanstandungen zu befürchten, denn ich mache regelmäßig Dienstsport, jogge und betreibe Sport und Spiel mit Freunden“, ist sich Joachim Bartels sicher.


Knallharte Tests sind überlebenswichtig


Für alle Atemschutzträger, gleich welchen Alters, ist einmal jährlich die Belastungsübung in der Gifhorner Übungsanlage der Feuerwehr vorgeschrieben. Zu den sechs Terminen pro Jahr erscheinen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis. Bei der ersten Runde im Konditionsraum müssen dann in voller Einsatzmontur nacheinander festgelegte Zeit- und Belastungseinheiten auf einer Endlosleiter, einem Laufband und einem Fahrradergometer absolviert werden. Die individuellen Ergebnisse werden aufgezeichnet, sobald sich der Proband an dem jeweiligen Gerät einloggt.

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Licht an zum Fototermin! Tatsächlich findet der Auf-und-ab-Kriechgang durch die Gitterboxen bei absoluter Dunkelheit statt – ein Albtraum für Klaustrophobiker. Und: In voller Montur, also mit 25 Kilo Ballast am Körper, geht’s vorbei an Hitzeschockern.

Ein absoluter Albtraum für Klaustrophobiker ist die anschließende Runde. In einem absolut finsteren Raum sind rund 50 ineinander übergehende Gitterkäfige zu einem Parcours zusammengebaut, durch den die Probanden – natürlich in Ernstfall-Montur – in Zweier- oder Dreiertrupps überwiegend kriechen müssen. Wo der Pfad nicht 90 Zentimeter hoch, 80 Zentimeter breit und eben ist, sind Hindernisse wie noch schmalere Röhren, für die die Pressluftflasche abgenommen werden muss, Klappen, Türen, Rutschen und Steigungen zu überwinden, vorbei an Brandherd heißen Wärmestrahlern. Zur Sicherheit wird die komplette Orientierungsstrecke durch Nachtbild- Kameras überwacht, die die Bilder in die Zentrale der Anlage übertragen.

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Kaum haben Hannah Bögeholz und Joachim Bartels den Parcours verlassen und Helm und Maske abgenommen, kommen völlig verschwitzte Gesichter zum Vorschein. Sie versichern, dass selbst bestens trainierte Kameradinnen und Kameraden hier nicht ohne Wasserverlust herauskommen. „Diese Belastung kann kein Fitnessstudio simulieren“, sagen beide. Und Sven Mayer bestätigt: „Nur wer diesen Check bestanden hat, darf im Ernstfall eingesetzt werden. Andernfalls bringt er sein Leben oder das anderer in Gefahr, statt Leben zu retten“. Und plötzlich, bei näherem Hinsehen, sind die Feuerwehr- Blockbuster made in USA doch nicht so weit weg wie gedacht. (jv)