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875 Jahre Vorsfelde

Handel und Handwerk in Vorsfelde

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In den 30er-Jahren kündigte sich auch in Vorsfelde der Wandel zur Autogesellschaft an.

Aus historischen Unterlagen geht hervor, dass in den Dörfer des Amtes Vorsfelde im Jahr 1761 Leineweber, Schneider, Schuster, Schmiede, Rademacher, Tischler, Zimmerleute, Böttcher, Bäcker, Maurer, Fleischer, Kramer, Drechsler, Sattler, Lohn- und Weißgerber und Glaser in insgesamt 72 Handwerksbetrieben tätig waren.

Und schon vor der Mitte des 18. Jahrhunderts hat es in Vorsfelde Han del mit Getreide und die Versorgung mit Kramwaren gegeben. Mehrmals jährlich gab es Viehmärkte, von denen sich Händler und Handwerker erhofften, dass die Marktbesucher auch andere Erledigungen in Vorsfelde tätigen würden. Auch dem Gemeinderat lag an den Märkten. Schließlich flossen die von den Anbietern zu entrichtenden Standgebühren in die Gemeindekasse. Die meisten der Märkte waren eintägige reine Viehmärkte, jeweils zwei bis drei jedoch waren anderthalbtägige Kram- und Viehmärkte, auf denen viele Handwerker und fliegende Händler des Ortskerns ihr Angebot auf den Straßen ausbreiteten. Verkaufsbuden wurden der Langen Straße und dem Marktplatz zugewiesen, die Schuhmacher fand man in der Kirchenstraße und einem Teil der Amtsstraße; Böttcher, Töpfer und Porzellanhändler hatten ihre Stände in der Katten- und ebenfalls in der Langen Straße. Der Hausierhandel mit Waren, die auch auf dem Markt feilgeboten wurden, war in diesen Tagen streng verboten. Doch nicht nur Bewohner aus den umliegenden Dörfern, sondern auch Viehhändler von weit her kamen. Auf „Wunsch mehrerer Einwohner“ nach einem weiteren Krammarkt beschloss der Gemeinderat 1895, den alljährlich im November stattfindenden Viehmarkt zu einem Weihnachtsmarkt zu erweitern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen bedeutenden Strukturwandel im Handwerk und Handel. Handwerksprodukte wurden immer mehr durch industrielle Massen fertigungen ersetzt und es gab eine Konzentration des Einzelhandels in Filialketten großer Handelsgruppen.

Handwerksbetriebe mit Frischprodukten wie Fleisch oder Back waren konnten sich gegenüber Lebens mittel filialbetrieben noch relativ gut behaupten. In anderen Bereichen wie zum Beispiel im Textilgewerbe oder bei der Fertigung von Schuhen wurden die traditionellen Handwerke fast völlig verdrängt. Hier gelangten bis auf wenige Ausnahmen nur noch massengefertigte Produkte in die Kaufhäuser oder Geschäfte.

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Lebensmittelladen Eckebrecht um 1960. Fotos (3): Repro aus der „Geschichte Vorsfeldes“, Stadtarchiv Wolfsburg

Ende der 1950er-Jahre begannen sich die gestiegene Kaufkraft der Bevölkerung und das geänderte Konsumverhalten auch in der Wirtschaftsstruktur Vorsfeldes niederzuschlagen. Automobilhändler verdrängen Fahrradgeschäfte. Und die Nachfrage privater Haushalte nach technischen Geräten, das Aufkommen und der Ausbau von TV- und Hi-Fi-Technik führten zu einem Boom in der Elektrobranche. Die Entwicklung in der Spezialisierung des Einzelhandels und der Trend zu immer höherwertigen und kurzlebigeren Konsumgütern bestimmten die Zeit.

Durch die Entwicklung veränderte sich der ländlich strukturierte Ackerbürgerflecken, der durch seine selbstständigen Handwerker und Kaufleute eine gewisse wirtschaftliche Zentralfunktion besaß und sich zu einem Subzentrum der Großstadt Wolfsburgs mauserte.

Um Handel und Handwerk weiter zu stärken und die Kaufkraft weiter anzuziehen, gründete eine Gruppe Vorsfelder Kaufleute unter Führung des Kaufmanns Karl Hohls in den 1960er-Jahren den Verkehrsverein. Er wurde zum Sprach rohr der Vorsfelder Wirtschaft und zeichnet verantwortlich für die Gründung der Drömlingsmesse, einer Verkaufs schau der Vorsfelder Wirt schaft, die seit 1969 bis heute im zweijährigen Rhythmus veranstaltet wird.