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„Bei uns hat jeder eine Stimme“, so Janis Klara und Marvin Scharenberg-Stumpf vom Jugendzentrum Forsthaus Fallersleben

„Bei uns hat jeder eine Stimme“, so Janis Klara und Marvin Scharenberg-Stumpf vom Jugendzentrum Forsthaus Fallersleben

Im Jugendzentrum Forsthaus Fallersleben ist gerade Tapetenabreißen und Malern angesagt. Auch die Theke soll erneuert werden. „Wir nutzen die Zeit für Renovierungsarbeiten, jetzt, wo wir wegen Corona nicht öffnen dürfen“, sagt Janis Klara, 24 Jahre und schon seit elf Jahren im Forsthaus aktiv. Bei den Möbeln müsse man halt mal sehen, was noch in Ordnung sei und wo Erneuerungsbedarf bestehe. Zum Gebäude gehören ein Café, Proberäume und ein Veranstaltungsraum, der sowohl extern vermietet als auch für eigene Veranstaltungen, Konzerte und Partys genutzt wird.

Jugendzentrum Forsthaus Fallersleben

Das Gespräch findet via Videokonferenz statt. Neben Janis Klara sind noch Oliver Skierecki von der Stadt Wolfsburg, die das Jugendzentrum seit 1975 betreibt, und Marvin Scharenberg-Stumpf mit von der Partie, ebenfalls 24 und Forsthaus-Fan seit einer Dekade. „Ich fand’s schon beim ersten Mal gleich cool, war allerdings nicht so an Fußball interessiert wie Janis. Den Fernseher und Billardtisch fand ich spannender“, sagt er. Klara und Scharenberg-Stumpf sind zwei von neun Mitgliedern im Aktionsrat des Forsthauses, im „A-Rat“, wie sie ihn gerne abkürzen.

Gemeinsam verwalten sie das Forsthaus schon heute zu einem großen Teil in Eigenregie. Sie sind vor Ort, wenn das Haus für junge Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren geöffnet hat, planen Bratwurststände für Stadtfeste, Partys und Konzerte, egal ob Hiphop, Elektro oder Heavy Metal. Auch diverse Ferienaktionen hätten sie schon auf die Beine gestellt, berichtet Janis Klara, „zum Beispiel Batiken oder Cajons bauen“, eine besondere Art von Holzkisten zum Draufsitzen und Trommeln.

„Es ist halt toll zu erleben, dass man eine Idee präsentieren kann und dann bekommt man Resonanz und Unterstützung. Auf einmal ist man nicht mehr allein damit, sondern arbeitet zu mehreren weiter an der Umsetzung.“

MARVIN SCHARENBERG-STUMPF

Zurzeit wird der Aktionsrat noch von Pädagogen beraten und ist auch in finanziellen Dingen noch nicht komplett unabhängig. Ab 2022 soll sich das ändern, dann wird er die volle Verantwortung für das Jugendzentrum bekommen. Wie das genau aussehen kann, erarbeiten die Aktionsratsmitglieder gerade in mehreren Workshops. „Wir unterstützen natürlich bei Bedarf, halten uns sonst aber raus“, sagt Oliver Skierecki. Nur für das Gebäude bleibe die Stadt auch in Zukunft zuständig. 


Was die Aktionsratsmitglieder antreibt, ein Jugendzentrum ehrenamtlich zu organisieren, neben Ausbildung oder Arbeit? „Das Forsthaus ist einfach Teil meiner Jugend. Deshalb hat sich die Frage eigentlich nicht gestellt, ob ich das machen will. Ich hatte einfach Bock drauf“, sagt Janis Klara. Und für Marvin Scharenberg-Stumpf ist es wichtig, dass er hier Selbstwirksamkeit erfährt. „Es ist halt toll zu erleben, dass man eine Idee präsentieren kann und dann bekommt man Resonanz und Unterstützung. Auf einmal ist man nicht mehr allein damit, sondern arbeitet zu mehreren weiter an der Umsetzung“, erklärt er. Auch die Gäste des Jugendzentrums könnten jederzeit Ideen einbringen. „Bei uns hat jeder eine Stimme. Zum Beispiel wollte jemand gerne sprayen. Dann haben wir uns alle zusammengesetzt und geplant: Was braucht man, wie läuft das und so weiter. Und dann haben wir tatsächlich hier im Forsthaus eine ganze Wand besprüht.“

Für die beiden jungen Männer ist ein Ende ihrer Forsthauszeit zwar noch nicht in unmittelbarer Nähe. „Aber wir haben natürlich ein ‚Ablaufdatum‘“, sagt Janis Klara und grinst. In nicht einmal vier Jahren seien sie 28 Jahre alt und damit raus. Deshalb freuen sie sich immer sehr über neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Aktionsrat des Jugendzentrums. „Wir wollen einfach, dass auch kommende Generationen noch was vom Forsthaus haben.“ (aho)