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City Magazin Wolfsburg - Herbst 2018

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S

Im edlen 904-Dunkelblau rollt er unter den Automobilen im Straßenverkehr zeitlos elegant dahin und wirkt wie die faszinierende Feinmechanik eines Original Glashütte Senator Tourbillons in der modernen Ära der Quarzwerke: der Mercedes-Benz 280 S W 108. Kaum zu glauben, dass diese Nobellimousine schon 48 Jahre auf dem Buckel haben soll! Doch dem Wagen konnte offensichtlich gar nichts Besseres passieren, als 1975 – kaum fünf Jahre alt – in die Hände von Gerhard Gomerski zu fallen.

Oldies but Goldies

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S-2

Der gebürtige Frankfurter ist passionierter Kfz-Meister und hat in der Werkstatt seines Vaters, die er später zusammen mit seinem Bruder weiterführte, vor allem Mercedes- und BMW-Fahrzeuge gewartet und repariert. „Allerdings meist große und kräftige Wagen. 

"Wenn ich erst mal anfange, bin ich kaum mehr zu bremsen!"

Gerhard Gomerski

Die richtig eleganten waren damals eher seltener“, erinnert sich Gomerski und bekennt:  „Umso mehr bewunderte ich immer den tollen ‚Schlitten’, wenn der Inhaber einer Lichtpausanstalt in unserer Werkstatt damit zum Service vorfuhr. Als er den markanten Wagen dann zum Verkauf anbot, konnte ich beim besten Willen nicht widerstehen.“

Nobelhobel lässt keine Wünsche offen

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S-3

Gerhard Gomerski fährt seinen Mercedes-Benz 280 S sommers wie winters auf allen Wegen, hätschelt ihn aber von der ersten Stunde an mindestens genauso sehr, wie er ihn gern auch auf langen Reisen in den Süden strapaziert und herausfordert. „Weil während meiner Zeit im Frankfurter Raum zu unserem Freundeskreis auch eine Karosseriewerkstatt gehörte, köderte ich mir dort recht schnell einen zweiten, aber kaputten Wagen zur Ersatzteilgewinnung“, verrät er und hat peu à peu mit viel Liebe zum Detail das aus seinem Benz gemacht, was er heute ist: ein echter „Nobelhobel“ mit getönten Scheiben, elektrischen Fensterhebern, Kühlanlage, beheizbarer Verbundglas-Heckscheibe, Nebelscheinwerfern, Kopfstützen und Mittelarmlehne, teilweise verändertem Armaturenbrett und sogar einer abnehmbaren Anhänger-Kupplung, für die es allerdings ebenso einer Ausnahmegenehmigung zur Auflastung bedurfte wie für die rechtzeitig vorausschauende Umrüstung des Wagens von Diagonal- auf Stahlgürtelreifen!

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S-4

„Der Aufwand hat sich in jedem Falle gelohnt. Wäre ich bei Diagonalreifen geblieben, würde ich jetzt wahrscheinlich längst auf dem Schlauch stehen, denn die alten Reifen gibt es schon gar nicht mehr. Die meisten anderen Original-Ersatzteile hingegen waren und sind bei Mercedes kein Problem. Sogar die charakteristischen Felgen-Originale, die im Volksmund wegen ihrer Größe und Auffälligkeit ‚Kanaldeckel’ genannt wurden, konnte ich noch für meinen Benz bekommen“, freut sich Gomerski und hat natürlich weitestgehend jede Reparatur eigenhändig an seinem Wagen vorgenommen. Schnell merkte er dabei: „Wenn ich erst mal anfange, bin ich kaum mehr zu bremsen!“ 

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S-5

Immer wieder war und ist der Oldtimerfre- und auf der Suche nach Details, die seinen Mercedes-Benz 280 S zu einem unverwechselbaren Unikat machen, das auf Ausstellungen reihenweise Liebhaberherzen höher schlagen lässt. Obwohl die Limousine dank jeder Menge Chrom mit der Sonne um die Wette glänzt, kamen zum Beispiel noch zwei Talbot-Spiegel auf den Kotflügeln hinzu. Und die Krönung sind natürlich die Standarten aus bordeauxrotem Königssamt mit Gomerskis Monogramm „GG“ bestickt! Mit dem Stern auf dem beeindruckenden Kathedralen-Grill macht alles zusammen natürlich ordentlich was her.

Reihensechszylinder mit starken 140 PS

Königlicher Fahrspaß im Mercedes-Benz 280 S-6

Wer so auf große Fahrt geht, muss sich hinterm Lenkrad, als Beifahrer, erst recht aber im ach so geräumigen Fond des Wagens einfach königlich fühlen! Man(n) gönnt sich ja sonst nichts! Der 2,8 Liter große und 140 PS starke Reihensechszylinder unter der Haube des W 108 mutet jedenfalls wie ein behaglich knisternder Kamin im Salon eines Herrenhauses an. Dazu die klassischen Rundinstrumente im Armaturenbrett, die – sorgsam sortiert und platziert – an eine teure Uhrensammlung erinnern. In diesem Ambiente lehnt sich jeder gern entspannt zurück, um dem klassischen Motorenklang zu lauschen, in dem feine Ohren das charakteristische Rasseln der Duplex-Rollenkette für den Nockenwellenantrieb als musikalische Untermalung empfinden.

Gemütlich, aber Bremsen will gelernt sein!

Um den Komfort und die Gemütlichkeit des noblen Oldtimers, der immer noch Spitzengeschwindigkeiten von 186 km/h schafft, aber wirklich bis ins Letzte genießen zu können, braucht es schon ein besonderes Fahrgefühl für die antiquierte Fahrwerktechnik, sprich: das Eingelenk-Pendelachsenfahrwerk der Heckflosse. Besonders das Bremsen will gelernt sein, damit sich das Heck nicht plötzlich jäh aufrichtet – durchaus vergleichbar mit einem ungestümen Vollblutaraber, der jeden ungeübten Reiter nur abwerfen will. Als Mitglied des Motor-Sport-Clubs Fallersleben im ADAC weiß Gerhard Gomerski natürlich bestens, seinen Oldtimer zu beherrschen. Und mit Lebensgefährtin Elke Schickberger oder deren Sohn Sascha als Beifahrer hat er bei Oldtimer-Rallyes schon manchen begehrten Pokal in seinem Mercedes-Benz 280 S nach Hause gebracht. (bc)