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Helfer in schweren Stunden

Neue Art der Erinnerung

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In das Schmuckstück wird ein Haar oder eine Blüte unauffällig eingeschlossen – so trägt man die Erinnerung an Verstorbene stets bei sich. Foto: djd/www.nanogermany.de

Jung und gesund die eigene Beisetzung regeln

Was bleibt, wenn ein geliebter Mensch stirbt? Immer mehr Angehörige verzichten auf ein Grab auf dem Friedhof, zu dem man ab und zu Blumen bringen kann. So steigt die Zahl anonymer Rasengräber und auch die Bestattung in Friedwäldern oder das Verstreuen der Asche im Meer nimmt zu. Doch es gibt noch weitere Unterschiede zu früher. Volkskundler Professor Norbert Fischer von der Uni Hamburg stellt einen klaren Wandel fest. Er spricht von einer neuen kreativen Trauerkultur, in der es auf andere Weise als früher darum geht, Sterben, Tod und Trauer als Bestandteil des eigenen Lebens zu betrachten.Den Verstorbenen bei sich tragenWer trauert, trägt zum Beispiel Schmuckstücke, in die Haare oder Asche des Verstorbenen, aber auch Blüten in eine unsichtbare Kammer eingeschlossen sind – hergestellt etwa vom Familienunternehmen Nano Solutions. Dieser Vorgang kann auch mit den Hinterbliebenen als eine Art Zeremonie stattfinden, als ein zusätzlicher Moment der Trauerbewältigung. Nach dem Verschließen kann das Schmuckstück nie wieder geöffnet werden – Informationen dazu bietet www.nanogermany.de.  

Trauerkultur im Wandel: Rituale und Trauerschmuck helfen bei der Bewältigung

Für Schmuckanhänger mit Fingerabdrücken des Verstorbenen werden diese vom Bestatter mit einem Spezialverfahren ohne Farbrückstände abgenommen; die Daten sind digital oder per Post zu übermitteln. Ein kleines Schmuckstück, auf das mit einem Laser der Fingerabdruck aufgetragen wurde, wird ebenfalls gern dezent am Arm oder um den Hals getragen. Immer mehr Bestatter bieten diese Möglichkeit zur Trauerbewältigung an.

Musik hören, Licht entzünden

Der Erinnerungsschmuck ist eine weitere private Facette in der Reihe individueller Rituale, die Trauernden heutzutage den Abschied erleichtern können. Nach dem Motto: Das Leben geht weiter, aber ein Teil des Verstorbenen ist immer bei mir. Hilfreich kann es zum Beispiel auch sein, die Lieblingsschallplatte des Verstorbenen gemeinsam zu hören oder ein Licht am Haus des Toten zu entzünden. (djd)

Jung und gesund die eigene Beisetzung regeln

Schon zu Lebzeiten im Wald eine naturverbundene Alternative zum Friedhof finden

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Sven Buchmayer hat einen Baum ausgesucht, an dem er später beigesetzt werden möchte. Foto: djd/FriedWald

Auch wer noch jung und gesund ist, kann offen mit dem Tod umgehen – und sich einfach nur beruhigt fühlen, wenn geregelt ist, was nach dem eigenen Ableben geschieht. So geht es dem 38-jährigen Sven Buchmayer: Er beschloss, sich bereits jetzt um seine Beisetzung zu kümmern. Denn für ihn ist der Tod „ein Teil vom Leben, der dazugehört und den man nicht wegschweigen sollte“. Eine Ruhestätte auf einem normalen Friedhof kam für einen freiheitsliebenden Menschen wie ihn aber nicht infrage: „Ich mag Friedhöfe nicht. Dieses Eingemauerte, Öffnungszeiten und Torabschließen.“

Notwendige Formalitäten regeln

Buchmayer suchte zusammen mit seinem Mann, der viel zu früh starb, nach einer Alternative und entschied sich für eine Beisetzung im Wald, inmitten der Natur. Damit ist er nicht alleine. Immer mehr Menschen sorgen für ihren letzten Weg vor. Petra Bach, Geschäftsführerin des Bestattungswaldbetreibers Fried-Wald (www.friedwald.de), kennt den Grund: „Die Menschen wollen es nicht ihren Nachfahren überlassen, wo sie ihre letzte Ruhestätte finden.“ Buchmayer ergänzt seine eigenen Erfahrungen als Hinterbliebener: „Dann muss man sich um so viele Formalitäten kümmern, so vieles regeln. Die Frage, was hat sich der Verstorbene gewünscht, wie wollte er beigesetzt werden, ist dann nur eine zusätzliche Last.“ Diese wollte er seinen Angehörigen und Freunden ersparen (5 Tipps für die richtige Bestattungsvorsorge finden sich unter www.rgz24.de/bestattungsvorsorge).
  

Beruhigt letzte Wünsche äußern

Damit bei seiner eigenen Beisetzung alles so läuft, wie er es sich vorstellt, hat Sven Buchmayer beizeiten gehandelt. Er hat für seinen Mann und sich einen Baum ausgewählt: eine Hainbuche, die durch ihren Wuchs aus der Menge heraussticht. Nun fühlt er sich dem Baum bereits sehr verbunden: „Ich trage ihn auch immer bei mir – mit dem Tattoo eines Buchenwaldes auf meinem Arm und der Sieben, die Nummer meines Baumes, auf meiner Hand.“ Sven Buchmayer macht sich keine Sorgen im Hinblick auf das, was nach seinem Tod geschieht: „Es muss sich keiner drum kümmern, keiner trifft eine Fehlentscheidung. Denn auch das ist ja etwas, was einen beunruhigt. Wenn jemand vielleicht nicht die letzten Wünsche kennt und dann etwas macht, mit dem man selbst gar nicht einverstanden gewesen wäre.“ Gemeinsam mit einer Bestatterin hat Buchmayer bereits den Sarg und die Urne, die einmal für ihn verwendet werden sollen, ausgewählt. Die Überführung zu seinem Baum im Bestattungswald ist auch schon geregelt. Nur die Gestaltung der Trauerfeier überlässt er seinen Freunden: „Sie sollen von mir so Abschied nehmen, dass es für sie tröstlich ist. Für sie ist das ja dann wichtig, nicht für mich.“ (djd)