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City Magazin Frühling 2021

Nils Adam aus Gifhorn: Im Dialog mit dem Material

Nils Adam aus Gifhorn: Im Dialog mit dem Material

Initiative Kulturretter

Nils Adam lässt die weiße Acrylfarbe über die Leinwand laufen, dann fügt er schwarze Druckertinte hinzu. Die Tinte zieht sich durch die flüssige Acrylfarbe, erzeugt Spuren. Adam arbeitet weiter mit Weiß darüber, lässt Schicht für Schicht trocknen, manchmal kratzt er Farbe wieder ab, fügt dem Motiv Verletzungen zu. Das Bild erhält Tiefe. Mitunter haben seine Bilder zehn Schichten, Ebenen, die der Betrachter erst erforschen muss. Und doch ist auch manchmal noch ein Stück unbearbeitete Leinwand zu sehen. Das Unfertige reizt den Künstler.

Künstlerporträt

Nils Adam ist Autodidakt. Als Kind schon hat er gern gemalt, aber dann ist die Kreativität für lange Zeit in den Hintergrund gerückt. Er heiratete, wurde Vater, ging seinem Beruf nach. Und irgendwann fing er einfach an zu malen. „Das Zusammenspiel von Farbe reizt mich sehr“, erzählt Adam. Auch in seinen ersten Bilder erforschte er Farbigkeit und Verläufe. „Das hat mich fasziniert, also bin ich dabeigeblieben.“

„Das Zusammenspiel von Farbe hat mich fasziniert und reizt mich sehr, also bin ich dabeigeblieben.“

NILS ADAM

Immer auf der Suche nach Neuem, einer Technik oder einem ungewöhnlichen Material, zieht Adam seine Inspiration oft aus der Betrachtung von Werken anderer Künstler. Wenn er etwas findet, das ihn interessiert, versucht er sich selbst daran – und entwickelt die Technik dann in seinem eigenen Stil weiter. Dazu verwendet er auch ungewöhnliche Hilfsmittel: Statt mit Pinseln arbeitet er mit Kellen und Rakeln oder zieht auch schon mal eine Holzlatte durch die feuchte Farbe. Interessante Effekte und Strukturen entstehen.

In Gifhorn hat sich Adam in seinem Haus ein 50 Quadratmeter großes Atelier eingerichtet – ideal für seine teils großformatigen Werke. Auch Objekte fertigt er, aus Kunstharz. Seine Objekte sind ebenfalls von Vielschichtigkeit geprägt: Dinge, die er in Kunstharz gießt, sind oft in längeren Prozessen bearbeitet und verändert.

Das Gegenständliche liegt Adam nicht. Seine Arbeiten sind abstrakt, meistens expressionistisch. „Wenn man so arbeitet, muss man wissen, wann man aufhört“, erklärt der Künstler. „Es muss sich für mich richtig anfühlen.“ Der Zufall spiele dabei natürlich auch eine Rolle. Bewusst genutzt hat er sogar schon die Kräfte der Natur: Ein mit Eisenpulver bearbeitetes Bild setzte er Regen und Sonne aus und erkundete die Effekte, die sich dadurch ergaben.

Wie vielen anderen Künstlern hat das Corona-Jahr 2020 auch ihm einen Strich durch seine Planungen gemacht. An einer großen Ausstellung im Helios Klinikum Gifhorn konnte sich letztendlich nur das Klinikpersonal erfreuen. Die Ausstellung soll aber in diesem Jahr mit anderen Bildern wiederholt werden. Derzeit streckt Adam nur seine Fühler nach Ausstellungsmöglichkeiten in 2022 aus.

Wie viele andere hat auch Nils Adam die Möglichkeiten für Künstler und Musiker, die sich im Internet aufgetan haben, genutzt. Nach kurzer Zeit stellte er sich und seine Arbeit im Rahmen der Initiative Kulturretter vor (www.unteruns-portal.de/kulturrette/) und engagierte sich stärker auf Instagram, woraus eine spannende Zusammenarbeit mit dem Gifhorner Künstlerkollegen Alexander Besch entstanden ist. Die beiden Maler arbeiten derzeit an einem gemeinsamen Bild, Adam gestaltet die Hintergründe, Besch setzt seine figurativen Motive darauf. „Es ist eine Herausforderung, die Farbschichten so zu gestalten, dass Besch auch darauf weiterarbeiten kann“, gesteht Adam. Ein spannendes Projekt, das vielleicht ohne Corona so nicht zustande gekommen wäre! (MZ)

www.nilsadam.de

Initiative Kulturretter

Mit der Aktion Kulturretter geben die Aller-Zeitung und die Wolfsburger Allgemeine Zeitung Künstlern, die durch Corona-Einschränkungen betroffen sind, eine virtuelle Bühne. Die Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg unterstützt das Projekt mit 5.000 Euro. Auf der Website unteruns-portal.de können sich Kulturschaffende vorstellen. Wöchentlich wählt das Publikum einen „Kulturretter der Woche“, der dann ein Preisgeld von 500 Euro erhält.