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Samtgemeinde Meinersen

Reichlich Potenzial als Vorzeigeobjekt

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© Katarzyna Białasiewicz/123RF (1), Smileus/123RF (1), Photowerk (3)

Ortskundige müssen sich erst ein wenig daran gewöhnen, dass sich das einst kleine, unscheinbare Häuschen vor dem Schulzentrum Am Gajenberg gewaltig gemausert hat und nun nicht mehr nur der Jugend, sondern allen zugänglich ist. Es ist nun ein Mehrgenerationenhaus und „soll ein Begegnungsort für alle Menschen sein – unabhängig von Alter oder Herkunft“, heißt es in einem Flyer.

Dem Mehrgenerationenhaus gelang ein perfekter Start nach den Sommerferien

Das Café „cup of“ bietet Jung und Alt bei einer Tasse Kaffee oder einem Snack die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Und nicht nur das. Entsprechend der Gesamtkonzeption, die die Samtgemeinde für das Mehrgenerationenprojekt entwickelte, sollten Interessierte gleich welchen Alters verschiedene Freit zeit- und Bildungsangebote in Anspruch nehmen können.

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Generationenkonflikt war gestern: Schüler unterrichten Senioren im Umgang mit Handys und Tablets.

Der erklärte Wunsch sei, „die gegenseitige Anerkennung der Generationen bei gemeinsamen Unternehmungen zu stärken, sodass man nicht nur voneinander lernt, sondern auch von den Stärken des anderen profitieren kann“, heißt es in dem Flyer weiter. Dafür, Ideen zu finden und in die Tat unzusetzen, ist ein sogenannter Hausrat zuständig, den Andrea Hanke, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses von der Samtgemeinde Meinersen, initiiert hat. Das Gremium setzt sich aus Vertretern aller drei Schulen, Schulsozialarbeitern, der Kita, des Integrationsbüros, des Bürgerbusvereins, des Seniorenbeirats und des Kinder- und Jugendbüros zusammen.


Smartphone – das unbekannte Wesen

Dank gründlicher Vorbereitungen konnten nach den Sommerferien die ersten Aktivitäten beginnen. Ein Satz der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach könnte beim ersten Jung-Alt-Kursus zum Motto der Senioren geworden sein: „Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und Widerspruch ertragen kann.“ Jeden Montag von 13.45 bis 15.15 Uhr unterrichten Teenager ihre zwei Generationen älteren Schüler im Umgang mit Smartphones und Tablets. Trotz der großen Nachfrage bei den Senioren ist es gelungen, ein nahezu Eins-zu-eins-Verhältnis zwischen Jung und Alt herzustellen.

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Erika Gerken und Christa Gerike haben sich mit ihrem Lehrer Nils Engel draußen ein schattiges Plätzchen gesucht, um sich erklären zu lassen, wie WhatsApp-Gruppen funktionieren. Während die beiden Damen „die Geduld von Nils bewundern“, freut sich der 16-Jährige, mal einen Perspektivwechsel erleben zu dürfen. „Es ist eine tolle Erfahrung, mal vom Schüler zum Lehrer zu werden“, sagt er. Die 15-jährige Ina Reich wurde dank ihrer älteren Geschwister schon früh zur Smartphone-Expertin. Völlig souverän erklärt die Hauptschülerin Friedhelm Nauditt die Funktionen von SD-Karte und Gerätespeicher. Die Ruhe selbst ist auch Silas Salomon, ebenfalls Schüler der Hauptschule, der den selbst ernannten IT-Legastheniker Rudolf Busse unterrichtet. „Wichtig ist, Neueinsteigern erst einmal die Berührungsangst vor dem Smartphone zu nehmen“, weiß der 16-Jährige und zeigt, wie Kamera und Galerie funktionieren.

Überwältigende Resonanz bei Jung und Alt

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Großen Anklang fand auch sofort das Angebot „English Breakfast“, eine Konversationsrunde, die jeden Mittwoch um 10.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus zusammenkommt. „Es handelt sich nicht um englischen Sprachunterricht für Einsteiger, sondern um ein reiners Plauderstündchen mit ständig wechselnden Themen, um die Sprachkenntnisse wieder ein wenig aufzufrischen“, stellt die ehemalige Englischlehrerin Doris Kalberlah klar, die sich bei den Gesprächen dezent im Hintergrund hält.

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Let’s talk in English: Ältere treffen sich jede Woche zur Englisch-Konversation im Mehrgenerationenhaus.

Während sich der Titel der Englischtalkrunde eher an die Uhrzeit eines verspäteten Frühstücks anlehnt, gehört das Snack- und Getränkeangebot des Cafés tatsächlich zum festen Bestandteil des Gesamtkonzepts Mehrgenerationenhaus. Es ist dienstags von 11 Uhr bis 15.30 Uhr und mittwochs und donnerstags sogar von 11 bis 19 Uhr geöffnet und bietet selbst Zubereitetes für den kleinen Hunger. „Zwei Gruppen aus dem Hauswirtschaftsunterricht unserer Hauptschule stellen all unsere Snacks sowie den selbst gebackenen Kuchen in unserer Küche her und achten zum Beispiel darauf, dass Säfte aus unserer Region stammen und dass sie, soweit es geht, Fair-Trade-Produkte verwenden“, betont Nadine Bagger. Um das Angebot weiter ausbauen zu können, würde sie sich eine zusätzliche 450-Euro-Kraft oder eine Bundesfreiwilligendienststelle im Cafébetrieb wünschen.

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Kaum in Betrieb, wurde das Café von den Schülerinnen und Schülern der drei Schulformen aktiv als Meeting Point genutzt. Auch Lehrer und Schulsozialarbeiter signalisieren hier ein offenes Ohr für inoffizielle Gespräche in lockerer Atmosphäre. Damit sind die Möglichkeiten, die das Mehrgenerationenhaus bietet, aber noch längst nicht ausgeschöpft. „Auch unabhängig von den Caféöffnungszeiten können die Räumlichkeiten für Spielenachmittage für Jung und Alt, Musik- oder Filmveranstaltungen und vieles mehr genutzt werden.

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© Smileus/123RF (1), Photowerk (3)

 Über die vorhandenen Vorschläge hinaus sammeln wir ständig viele weitere“, erklärt Jugendpflegerin Nadine Bagger und lädt alle herzlich zum Mitmachen ein. Auch der Seniorenbeirat ist für alle Themen offen. „Anfang August hatten wir auf vielfachen Wunsch zur einer Veranstaltung zum Thema Patientenverfügung eingeladen. Wir hatten so viele Anmeldungen, dass wir zum Vortrag in die Mensa ausweichen mussten“, berichtet Horst Werner Hüfler vom Seniorenbeirat und bekräftigt: „Wir sind mit dem Mehrgenerationenhaus auf dem richtigen Weg.“ (jv)