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City Magazin Wolfsburg - Herbst 2019

Reise in die Vergangenheit: Auf den Spuren der Vorfahren

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Jörg Blum, Dr. Meinhardt Leopold und Roland Polze (von links) vom Heimatverein Vorsfelde.

Vorsfelde ist eine Stadt mit wechselhafter Geschichte. Im kommenden Jahr feiert die Eberstadt ihr 875-jähriges Bestehen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Vorsfelde am 11. Januar 1145. In einer Urkunde, die von Papst Lucius II. ausgestellt wurde, nahm der höchste kirchliche Repräsentant das Kloster Berge bei Magdeburg und dessen Besitzungen in seinen Schutz. Unter den 70 aufgeführten Orten befindet sich Varesfelt. Bahrdorf, Twülpstedt und Meinkot sind in dieser Urkunde ebenfalls erwähnt. Um die Zeit von 1145 dürfte auch die erste Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Vorsfelde entstanden sein.  Ältestes Haus aus 1590Natürlich gibt es aus dieser frühen Zeit keine baulichen Zeugnisse in Vorsfelde. Dennoch haben die Vorfahren genügend Spuren hinterlassen. Wer heute mit offenen Augen durch den Ortskern bummelt, findet viele Relikte aus der Vergangenheit. Ein Beispiel ist das älteste erhaltene Haus Vorsfeldes, das sogenannte Imkersche Haus in der Amtsstraße 9. Es wurde im Jahr 1590 vom Bürgermeister und Kornhändler Hans Kriegeisen für seinen Schwiegersohn erbaut. Das Wohn- und Speicherhaus ist seit 1880 im Besitz der Familie Imker, die das Haus auch heute noch bewohnt. Eine Besonderheit ist der Uutkiek, ein kleines Fenster, durch das die Bewohner die Eingangstüre sehen können.

Vor Ort in Vorsfelde

„Etwas Jüngeres kommt uns hier nicht rein.“

Dr. Meinhardt Leopold

Das zweitälteste Haus Vorsfeldes steht in der Meinstraße 14. Es ist das 1607 erbaute Scharfrichterhaus. Das Gebäude war bis 1801 Wohnsitz der Scharfrichter, beherbergt eine Folterkammer und verfügt über eine charakteristische Auskragung. In der Meinstraße befinden sich nicht nur weitere Fachwerkhäuser mit Geschichte, sondern auch das Domizil des Heimatvereins Vorsfelde. Im ehemaligen Möbelhaus Behrens in der Meinstraße 13 bewahren die Vereinsmitglieder die gesammelten Zeugnisse der jüngeren Vergangenheit auf.

Alles älter als 60 Jahre
  

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Ältestes Haus von Vorsfelde.

Der Heimatverein legt mit seiner Heimatstube ein besonderes Augenmerk auf die Zeit bis 1959. „Etwas Jüngeres kommt uns hier nicht rein“, scherzt Dr. Meinhardt Leopold, stellvertretender Vorsitzender und Leiter des Museums. Er verweist auf die Möbel, die Mäntel an der Garderobe und die unterschiedlichen Techniken der Wandbemalung. In vier komplett eingerichteten Räumen können die Museumsbesucher eine kleine Zeitreise unternehmen.

Räume aus vergangener Zeit

Sie erfahren, dass die Oma oft mit in der Wohnung gelebt und mit dem Nachwuchs im Kinderzimmer geschlafen hat. Im Wohnzimmer, das nur an besonderen Festtagen geheizt und deshalb „kalte Pracht“ genannt wurde, ist der Esstisch stilecht mit Geschirr aus den 1950er-Jahren gedeckt. „Wir wollen, dass es hier immer so aussieht, als wären die Bewohner kurz weggegangen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Roland Polze.

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Küche in der Museumswohnung.

Das Leben spielte sich damals in der Küche ab. Auf der Küchen-Chaiselongue hielt der Vater ein Nickerchen, wenn er zur Mittagspause nach Hause kam. Die Kinder machten die Hausaufgaben am Küchentisch. Dr. Leopold erzählt, dass der Küchentisch extra für die ehemalige Besitzerin umgebaut wurde und deshalb einen umklappbaren Spültisch enthält.

Klassenzimmer in Planung

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4.800 Exponate – vom Einmachglas bis zum Schlafzimmerschrank – haben die Vereinsmitglieder in Fleißarbeit registriert. Viele andere Gegenstände warten noch auf die Inventarisierung. Der Heimatverein, der sich auch um Natur- und Tierschutz kümmert, plant als Nächstes die Einrichtung eines historischen Klassenzimmers. Schulbänke, Landkarten und eine Tafel warten bereits auf die Umsetzung.

Ortsarchiv fast fertig

Das Ortsarchiv nimmt mit Unterstützung der Aktion „Gemeinsam helfen“ der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung schon Form an. (bea)