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Samtgemeinde Meinersen

„Sich immer nur ärgern ist blöd. Ich will mich engagieren!“

„Sich immer nur ärgern ist blöd. Ich will mich engagieren!“

Manchen Menschen liegt es im Blut, Verantwortung zu übernehmen und ihr Umfeld zu gestalten. Die Bürgermeisterin von Leiferde, Stephanie Fahlbusch-Graber, ist so ein Mensch. Wenn sie sich über etwas ärgert, versucht sie lieber, es zu ändern, anstatt sich nur darüber aufzuregen. Vielleicht hat sie dieses Selbstverständnis aus ihrem Elternhaus mitgenommen. Aufgewachsen ist sie in Wolfshagen, einem Ortsteil von Langelsheim im Harz. Dort waren ihre Eltern im Rat der Stadt vertreten. „Von daher hat man mir die Politik wohl in die Wiege gelegt“, überlegt sie, obwohl sie sich als Jugendliche zunächst überhaupt nicht politisch engagieren wollte. „Damals hatte ich eher eine Anti-Haltung und wollte nicht das Gleiche wie meine Eltern machen“, erzählt sie. Andererseits scheute sie sich auch als Kind und Jugendliche nicht davor, sich für die Gemeinschaft einzusetzen und Gesicht zu zeigen. In der Grundschule war sie Klassensprecherin, in der Realschule ebenfalls. Dort wurde sie auch zur stellvertretenden Schulsprecherin gewählt.In den Neunzigerjahren trat sie dem SPD-Ortsverein in Hannover-Vahrenwald bei. Davon erfuhr der Leiferder SPD-Ortsvereinsvorsitzende Werner Nüssler, als Stephanie Fahlbusch-Graber und ihr Mann im Dezember 2000 hierher zogen. Er wollte die damals 32-Jährige dafür gewinnen, sich im Ortsverein zu engagieren, was sie zunächst ablehnte, da sie mit ihrer ersten Tochter schwanger war. „Dann überzeugte er mich allerdings doch mit dem Argument, dass es eine gute Gelegenheit sei, die Menschen hier im Dorf kennenzulernen“, erzählt sie.  

Ein Porträt der Leiferder Bürgermeisterin Stephanie Fahlbusch-Graber

Mangelnde Kinderbetreuung war der Stein des Anstoßes

2006 wurde Stephanie Fahlbusch-Graber in den Gemeinde- und den Samtgemeinderat gewählt. Ihre Motivation war ein Schlüsselerlebnis im Jahr 2004: Ein privat geführter Spielkreis hatte eine Wohnung angemietet, um dort Kinder zu betreuen. Nun beantragten die Betreiber einen Zuschuss auf Samtgemeinde- und Gemeindeebene, der von beiden Räten abgelehnt wurde mit der Begründung, die Eltern könnten ihre Kinder doch im Kindergarten anmelden. „Allerdings bot der Kindergarten gar keine Vormittags-Schnuppergruppe an, so, wie es die Eltern für die Betreuung ihrer Kinder benötigten. Deshalb fand ich die Begründung ziemlich merkwürdig“, erinnert sich Stephanie Fahlbusch-Graber. „Noch dazu, wo es um einen – wie ich fand – sehr geringen Betrag ging. Ich war sicher, dass die Entscheidung anders ausgefallen wäre, hätten mehr Leute mit kleinen Kindern im Rat gesessen.“
  

„Sich immer nur ärgern ist blöd. Ich will mich engagieren!“-2
Stephanie Fahlbusch-Graber (rechts, stehend) war in den Achtzigerjahren eine begeisterte Fußballspielerin.

Anlässlich der Kommunalwahl im Jahr 2011 fragten Parteikollegen Stephanie Fahlbusch-Graber, ob sie sich in Leiferde als Spitzenkandidatin aufstellen lassen würde. Das tat sie, denn „schließlich bestand in Leiferde keine Gefahr, dass wir gewinnen könnten“, erzählt sie lachend. Doch da hatte sie sich verschätzt: Zusammen mit den Grünen erreichte die SPD überraschenderweise die Mehrheit im Ort. „Erst habe ich mich ziemlich erschrocken. Aber dann habe ich mir gesagt, dass es gut wäre, wenn sich auch einmal eine Frau in das Amt einbringt.“ Fünf Jahre später zeigte sich, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte: Bei der Kommunalwahl 2016 kandidierte sie erneut und erhielt die meisten Stimmen.

„Es ist wichtig, sich zu kümmern“

In mehr als acht Jahren, die sie nun schon Bürgermeisterin von Leiferde ist, haben sie und ihre Mitstreiter einiges erreicht: „Ein großer Erfolg war, dass wir einen Investor für den neuen EDEKA-Markt gefunden haben. Der hat auch die Apotheke gebaut und will in eine Einrichtung zum betreuten Wohnen, auch für Demenzkranke, investieren. Außerdem bin ich stolz darauf, dass es mir gelungen ist, Frau Dr. Rauch und Dr. Schmidt zueinander zu bringen, sodass Frau Dr. Rauch nun in der Praxis von Dr. Schmidt mitarbeitet.“ Bei anderen Themen, wie zum Beispiel dem Verkehr, der durch den Ort rauscht, stößt die Dorfpolitik leider an Grenzen. „Wir haben immer wieder Gespräche mit der Straßenbauverwaltung geführt, wie wir die Lindenhof-Kreuzung befrieden können, wurden jedoch stets mit neuen Argumenten ausgebremst.“ Auch als die Verkehrsbelastung des Ortes durch den Umleitungsverkehr im Zuge des Brückenneubaus an der B 4 und dem Bau des Kreisels an der B 188 zunahm, waren ihr die Hände gebunden. „Wir konnten nur erreichen, dass bei der Verkehrsführung im Ort nachgebessert wurde, als sich unsere Befürchtungen bewahrheiteten, dass das so, wie geplant, nicht funktionieren konnte.“ Schon stehen die nächsten Straßenbauprojekte auf der Agenda. „Wir beschäftigen uns schon länger mit dem Umleitungsverkehr durch den Ort im Zuge des Brückenbaus auf der B 188. Ich denke, wir haben auf Samtgemeindeebene eine funktionierende Lösung gefunden“, sagt sie.

Auch wenn ihr Amt nur ein repräsentatives ist, wie sie betont, und der Straßenbau dem Land und das Ordnungsrecht, also alle Verwaltungsangelegenheiten, der Samtgemeinde unterliegen, weiß Stephanie Fahlbusch-Graber ihren Einfluss als Bürgermeisterin zu nutzen. Sie versteht sich als Mittlerin zwischen der Verwaltung und den Leiferder Bürgern. „In diesem Amt ist man ein Kümmerer im besten Sinne“, formuliert sie ihren Anspruch an sich selbst. Für sie heißt das, den Leiferdern zuzuhören, ihre Anliegen zu verstehen und gleichzeitig Entscheidungen des Gemeinde- und Samtgemeinderates zu erläutern. Weil das so ist, vergeht kaum ein Spaziergang durch das Dorf oder zum Einkaufen, ohne dass sie auf eine dörfliche Angelegenheit angesprochen wird. Für ihre Familie ist das nicht immer leicht, für sie selbst jedoch vollkommen in Ordnung. „Es ist ein gutes Recht der Bürger, Entwicklungen infrage zu stellen. Wenn sie darüber hinaus Verbesserungsvorschläge machen, ist das großartig. Wir haben schon einige Sachverhalte nach Anregungen der Bürger überdacht und neue Lösungen gefunden. Am besten ist es natürlich, wenn die Einwände rechtzeitig an uns herangetragen werden und nicht erst dann, wenn die Diskussion im Rat schon gelaufen ist“, erklärt sie mit einem Augenzwinkern.

Ein Leben neben der Politik

Nicht nur politisch ist Stephanie Fahlbusch-Graber vielseitig interessiert. Auch bei ihren Hobbys probiert sie gerne einmal etwas Neues aus. Acht Jahre lang spielte sie als Jugendliche in der Mädchenfußballmannschaft des SC Wildemann. Als ihre Tochter 2008 ebenfalls mit dem Fußballspielen anfing, war sie begeistert und engagierte sich als Betreuerin der Mannschaft und im Vereinsvorstand. Außerdem spielte sie Jahre lang Mixed-Volleyball, erst in Hannover und später in Leiferde. Heute ist sie neben der Politik („Das ist ja als Ehrenamt eigentlich auch ein Hobby.“) unter anderem aktives Mitglied bei den Landfrauen, und sie tanzt gerne: mit ihrem Mann zusammen in der Tanzsparte des SV Leiferde und in der Jazzdance-Gruppe des TSV Hillerse, den „Missteps“. Darüber hinaus ist sie bekennende Vielleserin. „Am liebsten lese ich mindestens zwei Bücher gleichzeitig“, sagt sie. Nur zu einem Hobby fand sie bislang keinen Zugang. „Ich bin weder bei Facebook noch bei Instagram, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemanden interessiert, was ich gerade esse“, erklärt sie lachend. (gw)