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Sicherheitswochen 14. November 2019

Sicher um die Welt

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RND-ILLUSTRATION: PATAN

Keine Angst vor Fremden

Von Michael Pohl Es ist eine der jüngsten Maschen von Kleinkriminellen: Sobald an Fernbussen der Stauraum geöffnet wird, langen sie zu – und verschwinden mit wildfremden Koffern. Nicht die einzige Gefahr, die auf Reisen lauert: Überfälle, Hygienemängel oder fehlende Impfungen können auch die beste Erholung schnell zunichtemachen. Ein paar Tipps können zumindest das Risiko minimieren.Impfungen: Typhus, Japanische Enzephalitis, Gelbfieber, Cholera – was in einigen Regionen der Welt an Krankheiten lauert, ist hierzulande nicht sehr bekannt. Impfungen können in vielen Fällen helfen und sind mitunter schon bei Reisen innerhalb Europas angeraten. Hepatitis-A-Viren etwa werden über kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel übertragen und führen zu einer Entzündung der Leber. Sie lauern auch in Meeresfrüchten und auf Gemüse. „Rechtzeitig vorzusorgen ist bei Fernreisen auch deshalb so wichtig, weil sich der Impfschutz nicht von heute auf morgen aufbauen lässt“, betont Andrea Gontard vom Onlineportal Tropeninstitut. de. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, der in aller Regel nicht nur eine reisemedizinische Beratung anbietet, sondern auch gleich das Impfen übernimmt. „Wer in die Ferne reist, sollte auch seinen bestehenden Impfschutz gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung und Keuchhusten überprüfen und gegebenenfalls auffrischen lassen“, rät Gontard. Nicht gegen alle Krankheiten gibt es einen solchen Schutz: Beispielsweise gegen Malaria, Dengue und die Schlafkrankheit kann maximal ein ausreichender Mückenschutz helfen.

Urlaub ist die schönste Zeit des Jahres. Aber auf Reisen lauern mitunter auch die größten Gefahren – nicht nur in sehr fernen Ländern. Selbst bei Touren im eigenen Land sollte man mitunter einige wichtige Punkte beachten. Tipps für eine sichere Reise

4 Wochen: Spätestens um die 28 Tage vor Reiseantritt muss man bei den meisten Versicherern seine Reiserücktrittsversicherung abschließen.

Hygiene: Im Englischen gibt es eine feste Regel für das Essverhalten auf Reisen: Koch es, schäl es, wasch es – oder vergiss es. Gemeint ist: Niemals sollten vor allem in tropischen Ländern Lebensmittel ungewaschen oder ungekocht verzehrt werden. Noch viel wichtiger: In vielen Ländern ist das Trinkwasser für Europäer nicht bekömmlich – gar nicht mal, weil es nicht ganz rein oder durch die große Hitze in den Leitungen unhygienisch wäre. Es beinhaltet mitunter einfach nur andere Stoffe, die für den eigenen Magen zu ungewohnt sein können. Die Grundregel auf Reisen in tropischen Ländern lautet deswegen: Nur Mineralwasser aus sicher verschlossenen Flaschen trinken – und auch nur dieses zum Zähneputzen verwenden. Und: Achten Sie in windigen Bars auf Ihre Getränke. Auch Softdrinks sollten aus verschlossenen Flaschen kommen, Gläser immer im Auge behalten werden. Manche Kriminelle mischen Drogen in Getränke, um Reisende auszurauben.
  

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Wer auf Fernreisen in tropischen Ländern Obst oder Gemüse kauft, sollte es nur gekocht, geschält oder gewaschen essen. FOTO:UNSPLASH/GARY BUTTERFIELD

Diebstahl: Vor allem in Großstädten sollten alle Dokumente und Wertgegenstände möglichst nah am Körper getragen und nie unbeaufsichtigt gelassen werden. Koffer gehören ins Hotelzimmer oder zumindest in Sichtweite. In einem Hotel sollte nach Möglichkeit ein Safe zur Aufbewahrung genutzt werden. „Die sind zwar keine Banktresore“, räumt Kriminalhauptkommissarin Katrin Gladitz vom Landeskriminalamt Niedersachsen ein, „aber alles ist besser als nichts.“ Kreditkarte oder Smartphone lassen sich im Fall eines Diebstahls unter der Telefonnummer (+49) 116 116 schnell sperren. Es empfiehlt sich zudem, die wichtigsten Dokumente (Reisepass, Versicherungskarte, Führerschein) als digitale Kopie online zu speichern. Bei einem Diebstahl ist es so einfacher, die Ersatzdokumente zu beantragen. In Hotels gelten die Standardtricks der Vielreisenden: Abends beim Verlassen des Zimmers ein Licht brennen lassen und den Fernseher einschalten – das kann Einbrecher abschrecken. Auch vor potenziellen Einbrüchen zu Hause während des Urlaubs kann man sich schützen: Vermeiden sollte man das öffentliche Posten von Urlaubsnachrichten in sozialen Netzwerken. Auch Einbrecher könnten auf solche Einträge stoßen und erkennen, dass ein Haus menschenleer ist. 

"Wie auf Ihre persönlichen Wertgegenstände müssen Sie auch im Urlaub auf Ihre Daten aufpassen."

Katrin Gladitz, Kriminalkommissarin

Versicherungen: Versicherungen können im Fall der Fälle helfen, einen entstandenen Schaden möglichst auszugleichen – auch auf Reisen. Zu den typischen Reiseversicherungen zählen nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Reiserücktrittskosten- und Reiseabbruchversicherung, die Reisegepäckversicherung, der Reiseschutzbrief für eine Soforthilfe und bei Reisen ins Ausland eine Auslandsreisekrankenversicherung. „Die Reiserücktrittskostenversicherung ist deshalb so wichtig, weil die Versicherung beispielsweise im Krankheitsfall des Kunden die Umbuchungs- oder Stornierungskosten übernimmt“, betont Thorsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV), dem Spitzenverband der Reisewirtschaft. Die Versicherungen gibt es mit und ohne Selbstbeteiligung. Die Reiseabbruchversicherung werde laut Schäfer oft unterschätzt. „Sie übernimmt die Zusatzkosten bei einer vorzeitigen Rückreisen, etwa wenn zu Hause eingebrochen wurde oder ein Elternteil verstirbt“, sagt er. „Gerade in der Hauptreisezeit können solch kurzfristig gebuchten Rückflüge sehr teuer werden.“ Die Reisekrankenversicherung ist bei Reisen ins Ausland wichtig, weil nicht jede gesetzliche Versicherung dort entstandene Kosten übernimmt.

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WLAN: Das Internet ist auch auf Reisen inzwischen für viele unverzichtbar geworden – allerdings bergen WLAN-Hotspots in Hotels, an Flughäfen oder in Einkaufszentren mitunter Gefahren. „Wie auf Ihre persönlichen Wertgegenstände müssen Sie auch im Urlaub auf Ihre Daten aufpassen“, warnt Kriminalhauptkommissarin Katrin Gladitz. Statt eines öffentlichen PCs sollte am Urlaubsort besser der eigene Laptop oder das eigene Smartphone genutzt werden. „Wenn man sich in ein freies WLAN einloggt, nur über sichere Verbindungen beziehungsweise VPN das Internet nutzen“, betont Gladitz. Es könne sonst sein, dass man sich Schadsoftware einfängt oder Daten mitgelesen werden. Datenverbindungen wie WLAN und Bluetooth sollten nach der Benutzung deaktiviert werden, um einen unberechtigten Zugriff zu verhindern. Eine weitere Gefahr sind falsche WLAN-Netzwerke: Dabei klont ein Angreifer einen normalen Hotspot, in dem er einen eigenen mit demselben Namen installiert. Anschließend sorgt er dafür, dass alle Verbindungen mit dem „richtigen“ Netzwerk getrennt werden. Mit etwas Glück verbindet sich einer der Clients automatisch mit dem geklonten WLAN und ist in den Fängen des Angreifers.
  

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Um sich – gerade bei Menschenansammlungen – vor Dieben zu schützen, sollten Urlauber Dokumente eng am Körper tragen. FOTO:UNSPLASH/FERRAN FEIXAS

Terror und Naturkatastrophen: Das Auswärtige Amt bietet auf seiner Website (www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit) und in einer eigenen App für Smartphones ständig aktualisierte Reisehinweise und, viel wichtiger, Reisewarnungen. Letztere gelten in der Regel als Rechtsgrundlage für eine kostenlose Stornierungsmöglichkeit von Reisen. Deutschen Staatsangehörigen empfiehlt das Auswärtige Amt zudem, sich unabhängig vom Land, das sie besuchen, und von der Dauer des Auslandsaufenthalts in die Krisenvorsorgeliste Elefand (elefand.diplo.de) einzutragen. Im Fall der Fälle kann die Behörde so schnell Hilfe leisten. Grundsätzlich gilt für potenzielle Ziele von Anschlägen, Menschenmengen zu meiden. Wer in Gegenden reist, die die Gefahr von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunami bergen, sollte auf tagesaktuelle Nachrichten achten.

Überfälle: In fast jeder Großstadt gibt es Gegenden, in denen man zumindest bei Dunkelheit vorsichtig sein sollte. Wertsachen sollten nicht zur Schau gestellt werden. Eine zweite, in einer Tasche versteckte Geldbörse kann helfen, im Fall der Fälle nicht komplett ohne Bargeld und Kreditkarten dazustehen – oft genügt es Tätern, wenn sie überhaupt ein Portemonnaie erbeuten. Smartphones sollten per Code oder Fingerabdruck gesichert sein. Und: Wer überfallen wird, sollte nicht den Helden spielen.
  

Welche Rechte habe ich bei Airbnb?

Im Internet sah alles so schön aus: Ein Zimmer mitten in New York, die U-Bahn in der Nähe, Coffeeshop um die Ecke. Und dann das: Das Zimmer gleicht eher einer dreckigen Kammer, die U-Bahn-Station liegt zwei Kilometer entfernt. Und der Coffeeshop? Geschlossen – wie alles in dieser runtergekommenen Gegend. Wohnungsvermittler wie AirbnbB, 9flats und Wimdu haben seit Jahren Hochkonjunktur und oft genug attraktive Angebote in ihrem Portfolio. Aber es gibt auch schwarze Schafe unter den Vermietern.

Was tun, wenn die angemietete Wohnung ein Reinfall ist? Airbnb empfiehlt in solchen Fällen, zuallererst Fotos der Mängel zu machen, den Vermieter direkt zu kontaktieren und dann Airbnb – das Problem: Das Unternehmen selbst tritt nur als Vermittler auf. Gewährleistungsansprüche oder Minderungsrechte bestehen nur gegenüber dem Vermieter selbst. Seine Rechte durchzusetzen kann vor allem im Ausland schwierig und teuer werden.

Wichtig: Keine Zahlung direkt an den Vermieter leisten. Die Kosten des Aufenthalts werden über den Vermittler beglichen. Und noch wichtiger: Vor einer Buchung die Bewertungen früherer Übernachtungsgäste checken. In den Portalen besteht in der Regel die Möglichkeit einer Bewertung der Gastgeber – und die ist oftmals aussagekräftiger als Fotos. mp

SICHERHEITS FRAGE

Keine Angst vor Fremden

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Dr. Ulrich Wagner

Seit der sogenannten Flüchtlingswelle werden immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund mit Bedrohungsgefühlen in Zusammenhang gebracht.

Wie kommt es zu dieser „Furcht vor den Fremden“? Naheliegend scheint die Annahme, dass Menschen persönliche negative Erfahrungen mit „den Fremden“ gemacht haben und sich deshalb von ihnen bedroht fühlen. Unsere Forschung spricht dagegen: In repräsentativen Befragungen können wir zeigen, dass das Ausmaß an Ängsten abnimmt, wenn mehr Menschen mit Migrationshintergrund in der Nachbarschaft leben.

Die weitere Forschung zeigt, dass die Ablehnung von Fremden mit der Art der politischen und medialen Diskussion über Einwanderung und deren Folgen zusammenhängt. Wenn in Politik und Presse Einwanderung mit Gewalt verknüpft wird, erzeugt das tatsächlich Angst vor „den Fremden“. Und solche politischen und medialen Einflüsse sind in solchen Regionen besonders wirksam, in denen wenig Menschen mit Migrationshintergrund leben, die Einheimischen also wenig Möglichkeiten zu persönlichen Kontakten haben. Angst ist keine Belanglosigkeit – weder für die, die sich fürchten, noch für Migranten, die deshalb abgelehnt und angefeindet werden. Was kann man tun? Politik und Medien müssen sich über die Wirkung ihrer Aussagen bewusst sein. Wichtig ist aber auch, dass wir alle uns dem Aufkommen negativer und generalisierender Stereotypen entgegenstellen, wenn andere sie vortragen, aber auch, wenn wir merken, dass wir selbst solchen Feindbildern verfallen.

Dr. Ulrich Wagner ist Professor im Ruhestand an der Philipps-Universität Marburg.

SMARTES GADGET

Das Handy als Geldbörse

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Mobilem Zahlen an der Kasse stehen die Deutschen bislang noch skeptisch gegenüber. Dabei ist es einfach: Man öffnet die App, wie etwa Google Pay oder Apple Pay oder die App der eigenen Hausbank, und hält das Smartphone vier Zentimeter weit oder näher an das Kassenterminal. Damit ist der Bezahlvorgang erledigt. In der App werden vorab die Daten der eigenen Kreditkarte hinterlegt. Die letzte Ziffer ist eine Prüfziffer, die sich ändert. Das Risiko einer Ausspähung bei der Datenübermittlung schätzt die Stiftung Warentest deshalb sogar geringer ein als bei der Zahlung mit einer Geldkarte.