Anzeige
Gifhorner Wirtschaftsspiegel

Smart Home und Handwerk

Smart Home und Handwerk Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Foto: Rachael Arnott/123RF

Fachleute sind gefragt

Von unterwegs kontrollieren, ob zu Hause alles in Ordnung ist, auf dem Heimweg von der Arbeit per Smartphone den Herd vorheizen oder die Waschmaschine starten: Das alles und noch viel mehr ist heute keine Zukunftsmusik, sondern Realität.Mit der Smart-Home-Technologie verändert die Digitalisierung das Wohnen und Leben in vielen privaten Haushalten. Dierk Flohr, Obermeister der Innung für Elektrotechnik Gifhorn-Wittingen, hält das Smart Home für eine tolle Sache: „Damit kann man sich das tägliche Leben schon ein ganzes Stück komfortabler und bequemer gestalten. Allein die Möglichkeit, viele Routinehandgriffe automatisch, ohne eigenes Zutun ablaufen zu lassen, ist gerade für Technikaffine Nutzer ein wichtiges Argument. Außerdem kann man mit Smart-Home-Lösungen effektiv Energie sparen: Wenn man aus dem Haus geht, können beispielsweise die Heizungen heruntergefahren und die Beleuchtung und alle Stand-by- Geräte abgeschaltet werden. Das könnte man natürlich auch jedes Mal selbst machen, durch alle Räume laufen und schauen, ob nicht irgendwo unnötig Strom verbraucht wird. Aber wer macht das schon? Im Smart Home kann man so etwas ganz nach dem persönlichen Bedarf programmieren und muss sich dann nicht mehr darum kümmern.“ Mittlerweile sei die Technik so weit fortgeschritten, dass die Möglichkeiten zur Automatisierung von Gebäuden fast grenzenlos seien. Völlig neu sei das allerdings nicht, meint der Obermeister: „Die automatisierte zentrale Steuerung von Geräten über ein Bussystem gibt es schon länger. Ich habe schon vor 15 Jahren ein solches System in meinem Privathaus installiert, einfach um zeigen zu können, was technisch machbar ist. 

Gifhorner Wirtschaftsspiegel

Smart Home und Handwerk-2
KNX-Bussysteme mit fest verlegten Kabeln sind ein Fall für Fachleute wie Elektriker oder Elektrotechniker. Foto: auremar/123RF

Das funktioniert noch heute einwandfrei, in der ganzen Zeit habe ich vielleicht einen Sensor auswechseln müssen. Von den Aktoren, also den Antrieben zum Beispiel für Rollläden und Markisen, habe ich noch keinen einzigen ersetzen müssen.“ Auf breiter Front durchsetzen konnte sich die Technik vor Jahren allerdings noch nicht, vorwiegend kam die Gebäudeautomation in repräsentativen Unternehmensimmobilien zum Einsatz. Erst in letzter Zeit wachse das Interesse an Smart-Home-Lösungen deutlich. „Das liegt sicherlich an der stetigen Weiterentwicklung und Verbreitung von Smartphones, Tablets und den entsprechenden Apps, mit denen man sogar von unterwegs über das Internet Funktionen und Geräte im eigenen Haus steuern kann. Außerdem werden heute viele funkgesteuerte Systeme angeboten, die auch der Laie relativ einfach programmieren kann. Und natürlich sind auch die Hersteller von Hausgeräten wie Waschmaschinen, Herden oder Kühlschränken auf den Zug aufgesprungen und bieten immer mehr internetfähige Geräte an“, sagt Flohr. Das sei zum einen eine relativ preiswerte Möglichkeit, je nachdem, wie umfangreich die Ausstattung mit entsprechenden Komponenten ausfallen solle. Zum anderen habe diese Lösung natürlich auch einen Nachteil, meint der Fachmann: „Solche rein funkgestützten Systeme sind in der Datensicherheit nicht so optimal wie Bussysteme, die ein Haus per Kabelinstallation vernetzen. Zwar sind recht gute Verschlüsselungen möglich, ein Restrisiko, dass jemand von außen auf die Steuerung zugreift oder die vernetzten Geräte für ein Botnet kapert, bleibt aber bestehen“, glaubt Flohr. Er rät Interessierten deshalb zu Bussystemen, wie sie vom Elektrohandwerk bevorzugt angeboten und eingerichtet werden. Besonders bei Neubauten sei eine solche Lösung vorzuziehen: „Elektrokabel müssen da ja sowieso verlegt werden und ein paar zusätzliche Leitungen für die Automation fallen dann nicht ins Gewicht. Dafür bekommt man mehr Datensicherheit und in der Regel auch einen störungsfreien Betrieb.“ 

Smart Home und Handwerk-3
Foto: Andrii Vergeles/123RF

In der Summe sei das natürlich kostspieliger als Systeme, die jedermann selbst zu Hause einrichten kann. Doch der Mehraufwand mache sich auf Dauer bezahlt, ist der Obermeister sicher. „Eine Reihe unserer Kollegen hat sich bereits auf die Smart-Home-Technologie spezialisiert und besitzt das nötige Know-how, um ein komplettes Gebäude durchzuplanen, die Komponenten zu installieren und auch die komplexe Programmierung durchzuführen. Sie haben die dafür notwendige Software und sind natürlich entsprechend geschult.“

Stetige Entwicklung

Einen regelrechten Boom der Smart Homes sieht der Gifhorner Kreishandwerksmeister Manfred Lippick zurzeit noch nicht. „Die Nachfrage steigt allmählich, aber wir stehen da aus meiner Sicht noch in den Anfängen. Das wird sicher weiter zunehmen, erst recht wenn die junge Generation, die mit Smartphone und Tablet aufgewachsen ist, zu Bauherren wird.“ Das Handwerk werde auch diese anspruchsvollen Aufgaben zu meistern wissen, ist er sich sicher. „Neuerungen und technische Entwicklungen sind bei uns schon immer in die Aus- und Weiterbildung eingeflossen. Das ist auch bei der Digitalisierung, die ja Grundlage der Smart-Home-Technologie ist, nicht anders.“

Es ist nicht zu übersehen, dass die Digitalisierung das Leben und Wohnen vieler Menschen grundlegend verändern wird. Auch das Berufsbild zahlreicher Handwerker wird sich ändern und weiterentwickeln. Denn all die intelligenten Systeme und vernetzten Geräte müssen installiert und eingerichtet werden. Und wenn Probleme auftreten, wird ein Fachmann gebraucht, der sie behebt. Die Energieverteilung im Haus bleibt weiterhin eine Hauptaufgabe des Elektrohandwerks, aber die digitale Steuerung zahlreicher Komponenten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dafür braucht das Handwerk Mitarbeiter, die mit dem Stand der Technik Schritt halten können. Aktuell sind Elektrotechniker und Gebäudetechniker die gefragtesten Ausbildungsberufe. Kein Wunder, denn hier sind die Zukunftsaussichten besonders vielversprechend: Auch in zwanzig Jahren wird noch Strom gebraucht – wahrscheinlich sogar noch mehr als heute schon. Anspruchsvolle Aufgaben wie beispielsweise die Programmierung komplexer intelligenter Systeme nehmen zu, ebenso die Spezialisierung in einigen Bereichen. Das macht den Beruf auch attraktiv für Frauen, wie die steigende Zahl der weiblichen Auszubildenden zeigt.