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City Magazin Gifhorn Frühling 2019

Über Aufenthaltsqualität, Genüsse in der Innenstadt und Leerstände

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Im 50. Jahr des Bestehens der City-Gemeinschaft Gifhorn übernimmt der bisherige Sprecher, Udo von Ey, den Vorsitz der CGG. Das City Magazin Gifhorn spricht mit dem neuen Vorsitzenden über die Zukunftspläne und seine Vision für die Mühlenstadt. © Beate Ziehres

Herr von Ey, was war Ihre Motivation, das Amt des Vorsitzenden der City-Gemeinschaft Gifhorn zu übernehmen?Udo von Ey: Ich will dazu beitragen, dass Gifhorn als Einkaufsstadt weiterhin attraktiv bleibt. Mittelgroße Städte sind durch den Online-Handel, die Ansiedlungen auf der grünen Wiese und die Konkurrenz durch die Oberzentren in Bedrängnis gekommen. Als Geschäftsmann habe ich dazu beitragen können, dass sich Edeka mit einem Frischemarkt in der Innenstadt ansiedelt. Als City-Gemeinschaft, in deren Vorstand ich ja bereits seit zehn Jahren mitarbeite, setzen wir uns für die Innenstadt ein, indem wir mit Veranstaltungen auf Gifhorn und die Innenstadt aufmerksam machen.Fritz Becker, der bis dato sehr erfolgreich den Vorsitz der CGG innehatte, kündigte an, nach 20 Jahren kürzer treten zu wollen. Und da es ja weitergehen muss, haben Hajo Galipp Le Hanne und ich uns bereiterklärt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir teilen uns gewissermaßen die Arbeit, Hajo Galipp Le Hanne macht den Stellvertreter und ich den Vorsitzenden. Außerdem erhalten wir sehr viel Unterstützung von Michaela Lippe, sie bewältigt eigentlich das operative Geschäft. Sie ist eine ganz große Hilfe für uns.

Interview mit Udo von Ey

Welche Herausforderungen erwarten das neue Vorstandsgespann in den nächsten Jahren?

Udo von Ey: Generell sind mittelgroße Städte wie Gifhorn in der Zwickmühle. Auf der einen Seite sind die Oberzentren, auf der anderen Seite der Online-Handel, der ja weiterhin zunimmt. Hinzu kommt eine weitere Herausforderung, über die wir uns auch im Klaren sein müssen: Immer weniger Geschäfte unterstützen unsere Bemühungen um eine attraktive Innenstadt. Schauen Sie, als die CGG vor 50 Jahren gegründet wurde, gab es in der Innenstadt nur Einzelhändler, die ihr Geschäft hier betrieben haben. Heute ist das die Ausnahme geworden. Da gibt es Lutz Dänzer, Hajo Galipp Le Hanne und Fritz Becker, außerdem Juwelier Schneider, Schütte und noch eine Handvoll mehr. Das war es dann aber schon fast. Und dann sind da die großen Filialisten, die ihr Ding machen. Sie mieten sich hier ein und wenn’s ihnen nicht mehr passt, sind sie weg. An unserer Arbeit beteiligen sie sich meist nicht. Dass es heute deutlich weniger inhabergeführte Geschäfte gibt als vor 20, 30 Jahren, ist eine Riesenherausforderung für die City-Gemeinschaft, die einfach von der Gemeinschaft lebt.

„Meine Absicht ist, die erfolgreiche Arbeit von Fritz Becker weiterzuführen. Dazu gehört, dass wir unsere sechs Veranstaltungen, die wir hier in Gifhorn etabliert haben, weiterhin auf hohem Niveau halten.“

UDO VON EY

Betrachten Sie Leerstände in der Innenstadt auch als Herausforderung?

Udo von Ey: Absolut, denn Leerstände machen die Innenstädte unattraktiver. Da kommt ein kleiner Teufelskreis in Gang. Realistisch gesehen haben wir als City-Gemeinschaft aber nicht die Möglichkeiten, Leerstände zu beeinflussen. Wir können uns nur fragen, warum in manche Läden keiner reingeht und dann werden wir feststellen, dass die Mietvorstellungen der Eigentümer völlig unrealistisch sind. Tatsächlich sitzen die Vermieter teilweise sogar im Ausland. Es ist ihnen häufig egal, was hier passiert. Da können wir leider keinen Einfluss nehmen. Unsere Möglichkeiten sind in dieser Hinsicht sehr begrenzt. Eine Immobilie wurde zum Glück gerade wieder zurückgekauft: das Haus neben dem Schuhhaus Galipp. Es stand viele Jahre leer. Die Familie Galipp hat es jetzt gekauft und direkt wieder vermietet. Dies ist eine gute Nachricht für die Gifhorner Innenstadt.


Was können, was wollen Sie nun tun, um die Innenstadt attraktiv zu erhalten?

Über Aufenthaltsqualität, Genüsse in der Innenstadt und Leerstände-2
© Beate Ziehres

Udo von Ey: Wir als City-Gemeinschaft können beispielsweise unsere eigenen Läden so attraktiv gestalten, dass die Kunden gerne nach Gifhorn kommen und dass die Leute einfach Lust bekommen, in der Innenstadt zu schauen und zu kaufen. Das ist uns sehr gut gelungen, wie ich meine. Es gibt hier einige Geschäfte wie z.B das Modenhaus Becker, die über die Grenzen Gifhorns hinaus ausstrahlen. Damit geht übrigens auch einher, dass Menschen hier gerne in einen eigenen Laden investieren wollen.

Da gibt es aktuell drei erfreuliche Neuansiedlungen. Einmal hier auf dem Steinweg das Wiertz genussvoll – ein ganz tolles Bistro mit angeschlossenem Spirituosen- und Weinverkauf. In einem ehemaligen Fischgeschäft im Nicolaihof hat Diethelm Lilje vom Galloway-Hof in Wittingen eine Manufaktur mit Imbiss eröffnet. Hier können die Leute zuschauen, was aus dem hofeigenen Biofleisch gemacht wird, und auch davon essen. Seine Galloway-Rinder stehen in Wesendorf ganzjährig auf der Weide, sie liefern bestes Biofleisch. Das dritte schöne Beispiel ist die Rückkehr von La Cantina in den Steinweg. In der neu gekauften Galipp-Immobilie wird man unter anderem mittags gut und günstig essen können. So etwas freut mich natürlich, weil Angebote wie diese für die Attraktivität Gifhorns wichtig sind.

„Eine Immobilie wurde zum Glück gerade wieder zurückgekauft: das Haus neben dem Schuhhaus Galipp.“

UDO VON EY

Restaurants und Cafés erhöhen ja die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Wie wichtig ist diese geworden?

Udo von Ey: Der Trend in den Innenstädten geht eindeutig in Richtung Verweilen, die Leute wollen die Innenstadt erleben und genießen. Da sind wir auf dem richtigen Weg. Wir haben hier einige ganz tolle Eisdielen und ich freue mich schon auf den Start der Eissaison. Unser Schütte-Kaffee ist auch schon seit vielen Jahren ein absoluter Renner. Unter Leuten zu sein, Bekannte und Freunde in der Stadt zu treffen – das ist einfach sehr wichtig geworden in einer Zeit, in der man zum Einkaufen nicht mehr in die Stadt gehen muss. Und dazu gehört einfach eine gute und bezahlbare Gastronomie.

Auf welchen Vorhaben liegt jetzt ihr Hauptaugenmerk?

Udo von Ey: Meine Absicht ist, die erfolgreiche Arbeit von Fritz Becker weiterzuführen. Dazu gehört, dass wir unsere sechs Veranstaltungen, die wir hier in Gifhorn etabliert haben, weiterhin auf hohem Niveau halten. Wir haben vier verkaufsoffene Sonntage, das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Weinfest und den Kindersamstag in der Fußgängerzone. Alle Veranstaltungen werden sehr gut angenommen und wir wollen sie qualitativ noch ein bisschen verbessern. Gerade für das Jubiläumsjahr haben wir uns vorgenommen, einen Schwerpunkt auf die verkaufsoffenen Sonntage zu legen. Wir freuen uns auf das Street Food Festival, das mit dem ersten verkaufsoffenen Sonntag einhergeht und auf die Auto- und Zweiradmeile zum 2. verkaufsoffenen Sonntag. Im September feiern wir dann unser 50-jähriges Bestehen. Da planen wir eine Überraschung.

Welche Projekte wollen Sie langfristig in Angriff nehmen?

Udo von Ey: Wir wollen auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit der WiSta, also der Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Gesellschaft der Stadt Gifhorn intensivieren. Ich kann mir vorstellen, dass wir uns sehr gut ergänzen und Synergieeffekte generieren können. Und ich würde mich freuen, wenn wir noch intensiver mit den Mitgliedern arbeiten könnten. Fritz Becker hat das bisher sehr gut gemacht, und jetzt sind wir in der Verantwortung.

Was ist Ihre Zukunftsvision für Gifhorn?

Udo von Ey: Ich wünsche mir eine liebenswerte Innenstadt mit einer hohen Lebensqualität, in der man wohnt, arbeitet, einkauft, zur Schule geht – und alles, ohne lange Fahrten in Kauf nehmen zu müssen. Ich liebe den Wochenmarkt, weil man sich kennt, dort trifft und austauscht. Diese Herzlichkeit und Menschlichkeit, die Gemeinschaft – das ist ein wichtiger Gegenpol zum bequemen Online-Shopping. Mein Idealbild sind viele individuelle, inhabergeführte Geschäfte, in denen es persönliche Betreuung gibt. Wo Menschen wirken, die mit Herzblut hinter dem stehen, was sie tun, da fühle ich mich wohl. Und wenn ich das Erlebnis Wochenmarkt genießen und anschließend bei Mutter Grün und Edeka meine Einkäufe ergänzen kann, macht das richtig Spaß und ist für mich echte Lebensqualität. Beim Einkaufen dann noch einen Kaffee trinken oder einen Burger essen – passt doch alles! Ich bin eigentlich ganz guter Dinge, dass sich das umsetzen lässt. Der Gegenwind bläst uns zwar ins Gesicht, aber es tut sich auch viel Positives. (bea)