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80 Jahre Wolfsburg

Unter Nordhoffs Regie: VW wird zum Weltkonzern

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DER FUSCA VON VW DO BRASIL KAM IN ÜBERSEE BESTENS AN.

Der von den Briten zum Leiter des Werkes berufene Nordhoff hatte bei General Motors in den USA die Methoden der Produktions- und Verkaufstechnik studiert und bis Kriegsende das Opel-Werk in Brandenburg geleitet.Nordhoff packte an und verstand es, die Mitarbeiter zu begeistern. In wenigen Monaten brachte er Ordnung in das Chaos, sicherte sich durch Tauschhandel und hartnäckiges Feilschen die Rohstofflieferung, sorgte für Zusatzverpflegung, produzierte in Serie und kurbelte mit neuen Verkaufsmethoden den Absatz an. Anfangs mussten noch Schäden an Gebäuden und Maschinen beseitigt werden, dann galt es, Partner in Deutschland und aller Welt zu finden. Schon 1948 wurde die Produktion auf fast 20.000 Wagen gesteigert, 4400 davon wurden exportiert. 8300 VW-Mitarbeiter atmeten auf.

UNTER DER REGIE VON HEINRICH NORDHOFF WURDE VOLKSWAGEN WELTWEIT ZUM SYMBOL DES DEUTSCHEN WIRTSCHAFTSWUNDERS. ALS ER AM 1. JANUAR 1948, FÜNF TAGE VOR SEINEM 49. GEBURTSTAG, NACH WOLFSBURG KAM, STAND ER WIE STADT UND WERK VOR DEM NICHTS.

Der Käfer befriedigte fortan das Bedürfnis nach einem preiswerten, wirtschaftlichen, komfortablen und zweckmäßigen Auto. Bis er 2002 den Titel an den Golf abgab, war der Käfer mit fast 22 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Auto der Welt. 46.000 Modelle verließen 1949 die Fabrik am Mittellandkanal, 1951 waren es 105.000 und 1953 180.000. Die Feier des 500.000 Volkswagen am 3. Juli 1953 wurde zum Höhepunkt dieser Selbstdarstellung, ebenso der 5. August 1955, als der Käfer die erste Million erreichte. Ein Fest ohne Beispiel wurde auf dem VW-Gelände inszeniert.

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DAS ALLZWECKAUTO KÄFER VERKAUFTE SICH IN DER GANZEN WELT. © Peter Keetmann

Die Tagesproduktion stieg auf 3000 an. Die Belegschaft wuchs von 8000 zur Stunde null auf 45.000 unter Nordhoff an. Unter ihm entwickelte sich Volkswagen zum Weltkonzern. 1953 wurde Volkswagen do Brasil gegründet. Weitere Montagewerke in Übersee entstanden, in Deutschland kamen zu den beiden Stammwerken in Wolfsburg und Braunschweig neue hinzu.

Der Käfer wurde technisch weiterentwickelt, das Modellprogramm 1955 um das bei Karmann in Osnabrück gebaute Ghia-Sportcoupé erweitert. 1961 ging der VW 1500 in Produktion. Auch dieses Auto trieb ein luftgekühlter Boxermotor an, der wie beim Käfer im Heck untergebracht war.

Nicht jeder hielt das für die richtige Lösung. Man gab dem Käfer und seinen Brüdern Anfang der 60er-Jahre kaum Überlebenschancen und empfahl dem Werk, das 1960 eine Aktiengesellschaſt mit 1,5 Millionen Volksaktionären geworden war, moderne Fahrzeuge mit konventioneller Antriebstechnik zu bauen.

Die Auguren wurden jedoch mit jedem Jahr des Käfers widerlegt. Das Auto schien ewig jung zu bleiben. Dann allmählich fielen Schatten auf VW, und sie wurden noch größer, als Nordhoff, 69 Jahre alt, am 12. April 1968 starb.