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825 Jahre Stadt Gifhorn

Urkunde von St. Cyriakus beweist: Gifhorn wird schon 825 Jahre alt

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© AZ-Archiv/Eggeling

Dass die Stadt Gifhorn im Jahr 2021 ihr 825-jähriges Bestehen feiern kann, hätte Anfang der 1980er-Jahre noch niemand gedacht: Denn bis dahin ging die Forschung davon aus, dass Gifhorn erstmals im Jahr 1213 erwähnt worden ist. Die 825-Jahr-Feier hätte demnach erst in 17 Jahren angestanden. Dann jedoch erbrachte der Historiker Dr. Bernd Schneidmüller den Beweis: Die erste ernst zu nehmende Quelle datiert entweder aus dem Jahr 1196 oder 1197.Selbst der ehemalige Stadt-Schulrat und frühere Heimatforscher Dr. Ulrich Roshop war in seinem Buch zur Gifhorner Stadtgeschichte „Das Werden und Wachsen einer Stadt“, das 1982 erschien, noch davon ausgegangen, dass Gifhorn erstmals in einer Kaiserurkunde Ottos IV. von 1213 genannt worden ist. Am 9. Dezember 1986 hatte der damalige Stadtdirektor Dr. Gert Hoffmann die Aufgabe, den Rat vom Auftauchen einer neuen Urkunde zu unterrichten. „Die urkundliche Erwähnung 1196 kann nun für Gifhorn als gesichert gelten“, so der Verwaltungschef damals. 

Historiker brachte Stein ins Rollen

Der Pfalzgraf Heinrich beim Rhein bestätigte nach dem 1195 erfolgten Tod seines Vaters, Heinrichs des Löwen, dem Stift die von ihm überlassenen Besitzungen. Unter den insgesamt 200 Ortschaften in der Urkunde finden sich auch 20 aus dem Kreis Gifhorn. Die genannten Orte waren dem Stift leistungsverpflichtet und deshalb in die Urkunde aufgenommen worden.

Historiker Schneidmüller hatte in einem Aufsatz im Niedersächsischen Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 57, Bedeutsames für Gifhorn veröffentlicht. Wörtlich hieß es damals in dem Aufsatz mit dem Titel „Die Siegel des Pfalzgrafen Heinrich beim Rhein, Herzog von Sachsen 1195/96 bis 1227“: „Angeblich erstmals wird Gifhorn in einer Urkunde Ottos IV. von 1213 erwähnt; da das Besitzverzeichnis von St. Cyriakus den Ortsnamen auch enthält, kann als urkundliche Ersterwähnung 1196/97 nun als gesichert gelten.“

Im April 1986 unterrichtete der Historiker von sich aus die Stadtverwaltung in einem Brief von seinen Erkenntnissen und schickte eine Kopie seines Aufsatzes gleich mit. Roshop antwortete seinerzeit postwendend: „Wir sind Ihnen herzlich dankbar, dass Sie uns diese Neuentdeckung mitgeteilt haben.“ In der Folge gab es rege Kontakte mit dem Stadtarchiv. Im April 1987 stellte Schneidmüller noch einmal klar, dass er nur die erste urkundliche Erwähnung gefunden habe, nicht das Geburtsdatum der Stadt. „Im Gegenteil, setzt das Güterverzeichnis den Ort ja als bestehend voraus.“ Nicht ausgeschlossen sei deshalb, dass noch ein Zeugnis aus der Zeit vor 1196 auftauche, „auch wenn die Wahrscheinlichkeit auf Grund der eher dünnen Quellenüberlieferung und des guten Aufarbeitungsstandes durch die Forschung eher gering ist“. Wenn man sichergehen wolle, müsse man also das Jahr 1196/97 nehmen, äußerte sich Historiker Schneidmüller im Jahr 1996 kurz vor dem Beginn der Feierlichkeiten zum 800. Stadt-Geburtstag.