Wo man singt, lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Nicht nur der Volksmund weiß, dass Musik die Menschen verbindet. Unter anderem wird das für Gefühle zuständige limbische System im Gehirn durch Musik angeregt, weshalb Musik Emotionen auslösen kann. Sie kann beim Zuhörer Gänse haut verursachen. Musik ist viel mehr als ein schöner Zeitvertreib. Musik kann Balsam für die Seele sein, aber auch die geistige und soziale Entwicklung von Kindern fördern.
Volksbank Brawo fördert Musikalische Früherziehung
Deshalb ist die elementare Musikpädagogik mittlerweile in elf Kindertageseinrichtungen der Samtgemeinden Boldecker Land und Brome fester Bestandteil des pädagogischen Konzepts der Einrichtungen geworden. Mit dem Modellprojekt WEMP sollen Kindergartenkindern gleiche Zugangschancen zu musikalischer, sprachlicher und emotionaler Bildung ermöglicht werden. Rund 350 Kinder aus der Samtgemeinde profitieren mittlerweile davon.
Im Jahr 2019 ging das Modellprojekt WEMP an den Start. WEMP steht als Abkürzung für „Werkstatt für elementare Musikpädagogik“. Dahinter verbirgt sich das Ziel, durch eine praxisorientierte Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern vergleichbare Bildungschancen in den Kindertagesstätten einer Region zu entwickeln. Schließlich fehle vielen Familien, in denen die Eltern berufstätig sind, ein entsprechendes Angebot, um einem Kind, das die Kita erst um 16 oder 17 Uhr verlässt, den Besuch einer Musikschule zu ermöglichen. Und meist seien die Kleinen zu müde, um nach einem Kita-Tag am Nachmittag noch einen entsprechenden Kurs zu besuchen, fasst es Anja Meier, Samtgemeindebürgermeisterin Boldecker Land, zusammen. WEMP schließe diese Lücke.
Erfinder von WEMP ist der Komponist und ehemalige Leiter der Grundschule in Osloß, Heinz-Werner Kemmling. Für ihn ist Musik der Weg zur Sprache. „Musik kommt in den Kitas zu kurz. Allerdings sind Sprache und Musik ganz eng verknüpft“, weiß er. Mithilfe des Projekts möchte er Kindern den Zugang zur Musik erleichtern und darüber hinaus ihre Sprachkompetenz fördern.
Das Konzept beinhaltet nicht nur das Heranführen der Kleinsten an die typischen Orff-Instrumente, sondern sieht auch Fortbildungen der Erzieherinnen und Studientage in einer Einrichtung vor, in denen die Module Rhythmus, Bewegung, Instrumentenbau und darstellendes Spiel thematisiert werden.
Bei Instrumentenbautreffen entstanden bereits Holzblocktrommeln und Klanghölzer. Und im Werkraum der Grundschule in Brome wurden 14 kleine und große Cajóns – Sitzkisten mit Schlagzeug-/Trommelfunktion – für Kinder und Erwachsene gebaut. Als Nächstes steht der Bau von Ukulelen auf dem Plan. Denn mit dem Modul Instrumentenbau verfolgt Kemmling das Ziel, für die Beteiligten die Tonerzeugung, den Klang spürbar zu machen. Positiver Effekt: Durch die Arbeit mit den eigenen Händen stehe man in einen anderen Bezug zum Instrument.
Die notwendigen Fördermittel, um die WEMP möglichst nachhaltig als überregionales Modellprojekt zu etablieren, stellt die Volksbank BraWo zur Verfügung: Rund 1,1 Millionen Euro wurden beim Spendenlauf walk4help der United Kids Foundations, dem Kindernetzwerk der Volksbank BraWo, generiert. 45.000 Euro davon fließen in das auf drei Jahre angelegte Projekt der Samtgemeinde Boldecker Land.
Auch Manuela Jahn, Leiterin der Weyhäuser Kinderkrippe Am Silbersee, „brennt“ für das Projekt. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass bei Erzieherinnen und Kindern gleichermaßen Hemmschwellen abgebaut würden, dass es einzig und allein auf das „einfach Machen“ ankäme. „Mit Musik erreicht man das Herz und kann selbst das schüchternste Kind aus der Reserve locken. Deshalb ist es ein wichtiger Bildungsauftrag“, steht für die Pädagogin fest. nip
