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City Magazin Wolfsburg - Herbst

Vorsfelde: Gute alte Markttradition im Wandel der Zeiten

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Frisches Obst und Gemüse in bester Qualität zieht viele Kunden auf den Wochenmarkt Vorsfelde.

Vor Ort in Vorsfelde

„Handel hat Wandel“, sagt der Volksmund und hat seit Ewigkeiten in Vorsfelde goldenen Boden. Die über 870-jährige Geschichte des nordöstlichen Wolfsburger Stadtteils, der 1145 erstmals als Varesfelt urkundliche Erwähnung fand, wurde im Wandel der Zeiten und über Generationen geprägt von guten Bedingungen für lohnenden Handel. So haben sich hier die Traditionen bunten Markttreibens auch unter veränderten Bedingungen bis in die Gegenwart erhalten.

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Ortsbürgermeister Günter Lach weiß aus der Ortschronik und anderen historischen Überlieferungen: „Aufgrund seiner geografischen Gegebenheiten, die auf einen Handelsweg hinweisen, der hier an einer seichten Furt das bequeme Passieren des Aller-Urstromtales ermöglichte, galt Vorsfelde schon vor Hunderten Jahren als idealer Marktplatz. Händler und Gewerbetreibende aus der ganzen Umgebung wussten ihn genauso zu schätzen wie die kauflustige Gesellschaft.“

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Vom Schweinewinkel und Rossplatz

Ein Rückblick in die Historie verrät: Die Vorsfelder waren seit dem Mittelalter überwiegend Ackerbürger. Sie besaßen etwas Vieh und Land, übten emsig Handwerk und Handel aus. Lange Jahre galt Vorsfelde als Hauptort für 18 Dörfer auf dem Vorsfelder Werder. Der Flecken, Verwaltungs-, Gerichts-, Markt- und Kirchenort war damit für die ländliche Bevölkerung so etwas wie der „Nabel der Welt“.

„Zwar haben sich mit der immer rasanteren Industrialisierung auch bei uns die Markttraditionen in Umfang und Art ganz selbstverständlich gewandelt, dennoch tragen sie bis heute wesentlich zur Attraktivität, zum Flair und Charme unserer ehemaligen Amtsstadt bei und beleben sie heute wie anno dazumal auf ganz eigene Weise“, erklärt Günter Lach.

Neben dem Wochenmarkt gab es früher in der Eberstadt etliche spezielle und bei den alten Vorsfeldern beliebte und unvergessene Markttraditionen. Im Schweinewinkel fand bis in die 1970er-Jahre hinein zum Beispiel immer der Schweinemarkt statt. Hier wurde ausschließlich mit lebenden Tieren gehandelt. Insbesondere Schweine und Ferkel wechselten dabei ihren Besitzer. Aber auch Federvieh wie Hühner, Enten, Gänse und Puten gackerten und schnatterten an Markttagen um die Wette.

Aus den Erzählungen und Überlieferungen der alten Vorsfelder weiß Lach zu berichten, dass in dem gediegenen Fachwerkstädtchen noch vor dem Zweiten Weltkrieg sogar alle zwei Jahre ein Pferdemarkt stattfand. Noch heute erinnert der Name Rossplatz an dieses Traditionsspektakel. „Edle Rappen waren da zwar echte Raritäten, aber wer ein kräftiges und tüchtiges Arbeitspferd für Feld und Landwirtschaft suchte, konnte hier durchaus schnell fündig werden“, so Günter Lach.


„Wer hier klaut, kriegt keine Tüte!“

Flaggen-Tobi

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Heute beliebt: Frühlings- und Herbstmarkt

Die echten Schweine- oder Pferdemärkte, auf denen Vieh-Käufe ausschließlich per Handschlag besiegelt wurden, sind mittlerweile Kapitel im Buch der Vergangenheit. Doch wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich bekanntlich eine neue. Und die führte in Vorsfelde direkt zu den zweimal jährlich stattfindenden Krammärkten – im Frühling stets eine Woche vor Karfreitag und im Herbst jeweils am dritten Oktober-Wochenende. Dann verwandelt sich die Obere Lange Straße donnerstags und freitags in eine Bummelmeile, von der immer noch gern behauptet wird: Hier gibt es nichts, was es nicht gibt! Schon bald, am 19. und 20. Oktober, jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr, ist es wieder so weit.

Günter Lach erklärt: „Organisiert werden Frühlings- und Herbstmarkt von Mitarbeitern der Verwaltungsstelle Vorsfelde der Stadt Wolfsburg. Diese sind natürlich immer bestrebt, Händler aus nah und fern zu holen, die besondere Attraktionen und Schmankerl zu bieten haben und bei den Vorsfeldern über lange Jahre beliebt sind.“ Flaggen-Tobi, der „alte Junge aus den Dithmarschen“, wie er sich selbst nennt, ist so einer. Hat er doch in seinem ungewöhnlichen Sortiment sogar das Eberstadt-Banner im Groß- und Kleinformat zu bieten. Wenn er nicht seine flotten Sprüche zum Besten gäbe – „Wer hier klaut, kriegt keine Tüte!“ –, würde glatt was fehlen.

Auch Knüppel-Rudi, bekannt für seine lecker-rustikalen Wurst- und Käsespezialitäten, ist ein Original! Und wegen Plötz, dem fahrenden Händler aus Braunschweig mit Töpfen und Pfannen, wegen Hinrich’s Kurzwaren, wegen Gewürz-Dudel oder wegen Socken, Nähgarnen, Reißverschlüssen …, die es nirgendwo so günstig wie bei Hergenröders gibt, machen sich trotz moderner Kaufhäuser und Fachgeschäfte noch immer viele Menschen aus Vorsfelde und Umgebung zweimal im Jahr gern auf den Weg zum Krammarkt.

Mit Zeit und Muße wird an den etwa 20 aufgebauten Ständen geschnuppert, gestöbert, gestaunt und gekauft. Hier gibt es Scheren und Messer, dort altdeutsche Kräuterbonbons und Rheumasalbe, Honig und Kerzen aus Bienenwachs und vis-à-vis Tees, Besen, Modeschmuck … Tausend kleine Kleinigkeiten auf einen Streich, die man anderswo schon richtig suchen muss. Und am Stand von Knoche’s gut gewürzter Pferdewurst ist traditionsgemäß der Andrang besonders groß!

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Lebendige Kindheitserinnerungen

Heino Meyer aus Tiddische freut sich schon heute wieder auf den bevorstehenden Herbstmarkt. Sind für den 74-Jährigen doch damit viele schöne Kindheitserinnerungen verbunden. Er erzählt: „Schon früher bin ich gern mit meiner Mutter oder den Großeltern aus Tiddische zum Krammarkt nach Vorsfelde gefahren. Beim „Billigen Jakob“ haben sich die Leute vom Land mit Haushaltsartikeln, Glückwunschkarten, Nählitzen, Strümpfen und allerlei Kleinkram eingedeckt, weil es ja Kaufhäuser, wie wir sie heute kennen, noch gar nicht gab.“

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Und obwohl sich die Zeiten geändert haben, gehört Heino Meyer mit seiner Frau Karola auch heute noch zu den vielen Stammgästen beim Vorsfelder Frühlingsoder Herbstmarkt. Denn: „Hier trifft man alte Bekannte, lässt sich eine leckere Pferdewurst schmecken. Und im Goldenen Stern wird gemütlich zum Ausklang des Marktbesuches ein Marktbier getrunken“, erzählt Meyer und fügt hinzu: „Weil wir diese besondere Atmosphäre in Vorsfelde so lieben, machen wir uns ohnehin auch das ganze Jahr über oft und gern auf den Weg zum Wochenmarkt – immer freitags am Schützenhaus, von 7.00 bis 13.00 Uhr.“

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Auch Blumen, Eier oder Wurst und Fleisch aus der Landschlachterei finden auf dem Wochenmarkt reißenden Absatz.

Woche für Woche: Frische und Qualität

Mehr als 20 Händler aus der näheren Umgebung, aber auch aus der Altmark, der Heide und sogar von der Küste bauen hier Woche für Woche ihre Stände auf und bescheren nicht nur den Vorsfeldern ein besonderes Einkaufsvergnügen. Und die sind begeistert, denn Parkplätze stehen ausreichend nur wenige Schritte entfernt am Schützenhaus zur Verfügung. Keiner muss seine Einkäufe weit schleppen. Außerdem bietet der Wochenmarkt einzigartige Frische und Spitzenqualität. Ganz egal, ob es um Fleisch- und Wurstspezialitäten aus ländlichen Metzgereien, knusprige Brote und Brötchen sowie leckere Bäckereiwaren, Geflügelprodukte, Fisch und Feinkost, Imkerhonig, Wild aus heimischen Wäldern, Rind aus Weidehaltung oder um Spezialitäten aus Hofkäsereien geht – das Wochenmarktsortiment hebt sich deutlich von manchem Supermarkt ab. Dazu natürlich jede Menge Obst, Kartoffeln und Gemüse aus der Region, prächtige Blumen und Pflanzen oder gefragte Spezialitäten wie zum Beispiel typische Spreewälder Gewürzgurken, Leinöl und weitere Köstlichkeiten aus der Lausitz.

„Handel hat Wandel.“ Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Doch das bunte Markttreiben mit seinen guten alten Traditionen hat auch in der modernen Zeit nichts von seinem besonderen Charme und Reiz verloren. (bc)