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Weihnachtsgrüße aus Gifhorn

Weiße Weihnachten in Norddeutschland?

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ILLUSTRATIONEN: KANATE/123RF, FOTO: PXHERE.COM

Strahlender Sonnenschein, Dauerfrost und selbst in Hannover bis zu acht Zentimeter Schnee: Das Wetter an Weihnachten 1962 dürfte für viele Norddeutsche eine Art „optimale Witterung“ zum Fest gewesen sein – getreu dem Motto „Hauptsache, trocken, Hauptsache, kalt, Hauptsache, weiß“. Häufig jedoch schlägt einmal mehr das Weihnachtstauwetter zu. Besonders im Norden heißt es dann wieder: „Leider nass, leider mild, leider grau.“ Werden weiße Weihnachten immer seltener, die Festtage immer milder oder sogar zunehmend nasser? Ein Blick in das Klimaarchiv des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt: Weiße Weihnachten sind in Norddeutschland – abgesehen vom Bergland – ein recht seltenes Ereignis. „Allerdings hat die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Norddeutschland seit den frühen 1960er-Jahren weder zu- noch abgenommen – obwohl mit dem Klimawandel die Weihnachtsfeiertage heute häufig milder ausfallen als vor 50 bis 60 Jahren“, sagt Meteorologe Oliver Weiner vom Regionalen Klimabüro des DWD in Hamburg. Das gelte besonders seit Beginn der 2000er-Jahre.

Weihnachtswetter von 1961 bis 2019

WEIHNACHTEN IST AUCH FÜR STATISTIKER EIN FEST

Anders als beispielsweise Ostern ist das Weihnachtsfest nicht variabel, findet also immer an denselben Tagen eines Kalenderjahres statt. So lässt sich der Zeitraum von Heiligabend bis einschließlich zweiten Weihnachtstag über viele Jahrzehnte unmittelbar miteinander vergleichen – und damit auch gleich die Frage aller Fragen beantworten: Gab es früher mehr Schnee zum Fest?

Die Klimaexperten des DWD sprechen gewöhnlich von „weißer Weihnacht“, wenn an allen drei Festtagen morgens um 7 Uhr eine Schneedecke von mindestens einem Zentimeter liegt. In Norddeutschland ist das allerdings äußerst selten, wurde zum Beispiel in Hamburg zuletzt im Winter 2010/2011 beobachtet.

Etwas besser sieht es aus, wenn man im Klimaarchiv des DWD nach weißen Weihnachten mit einer Schneedecke an mindestens einem der drei Tage sucht. Demnach ist in Hamburg – heute wie früher – im Schnitt etwa jedes siebte bis achte Weihnachtsfest weiß, zuletzt sowohl 2009 sechs Zentimeter an Heiligabend als auch 2010 mit bis zu 20 Zentimetern am zweiten Weihnachtstag. Auf Helgoland feiern die Menschen im Mittel einmal in 50 Jahren Weihnachten im Schnee. Auf dem Brocken im Harz hingegen lag seit 1961 fast an jedem vierten Weihnachtsfest an mindestens einem der Feiertage sogar über einen Meter hoch Schnee. Lediglich Weihnachten 1971, 1987 und 2015 blieb es auf 1141 Metern Höhe völlig schneefrei. Am verbreitetsten weiß waren im Norden Deutschlands die Weihnachtsfeste 1969, 1981 und 2010. „Gerade 2010 sorgte an vielen Orten für neue Schneehöhenrekorde an Weihnachtstagen“, erklärt Oliver Weiner. „In Rostock hatten wir damals sage und schreibe 28 Zentimeter Schnee gemessen, in Schleswig sogar 30 Zentimeter, in Bremen 20 Zentimeter und in Hannover 28 Zentimeter, allesamt an Heiligabend.“ Der meiste Schnee hielt sich damals über die gesamten Feiertage. Auf dem Brocken lagen zum Ende des Festes 160 Zentimeter. Diese Schneemenge wurde dort in den vergangenen 59 Jahren nur an Weihnachten 1973 mit 180 Zentimetern übertroffen.

WARME WEIHNACHTEN IM TREND

Während der Schnee sich selten, aber noch immer einigermaßen zuverlässig zeigt, werden frostige Festtage seltener. Dauerfrost zur Bescherung, also ganztägig Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, boten besonders die Weihnachtsfeste Anfang der 1960er-Jahre. Am ersten Weihnachtstag 1961 lag die Höchsttemperatur zum Beispiel in Bremen bei minus 6,4 Grad und in Hannover bei minus 6,9 Grad. Tagsüber unter null Grad und nachts zweistellige Minusgrade wurden vom DWD auch an den Festen 1970, 1996 und 2010 registriert.

Wie im Jahresmittel geht auch an Weihnachten der Trend insgesamt hin zu höheren Temperaturen. Mütze und Handschuhe waren in den vergangenen Jahren immer seltener gefragt. Zweistellige Plusgrade als Höchsttemperatur waren früher die Ausnahme, werden inzwischen aber häufiger erreicht. So 1977 in Hannover mit 16,3 Grad an Heiligabend, 1983 in Bremen mit 11,9 Grad an Heiligabend sowie 2011 in Rostock mit 11,6 Grad am zweiten Weihnachtstag, 2012 in Hannover mit 13,0 Grad an Heiligabend, 2013 in Lübeck mit 14,0 Grad an Heiligabend, 2015 in Bremen mit 14,4 Grad und in Schwerin mit 13,7 Grad am zweiten Weihnachtstag und 2016 in Hamburg und Lübeck mit 11,7 Grad am zweiten Weihnachtstag. Teilweise beachtliche Wärme zum weihnachtlichen Spaziergang. Besonders 2015 sticht als „warme Weihnachten“ hervor. In Hannover sank die Temperatur in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag nicht unter 12,2 Grad in Bremen nicht unter 11,6 Grad DWD-Meteorologe Oliver Weiner fasst zusammen: „Diese Zahlen belegen: Der Klimawandel ist Fakt und macht auch vor den Weihnachtstagen nicht halt. Im Vergleich der vergangenen 59 Jahre werden die Feiertage von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtstag tendenziell milder, aber im langjährigen Mittel bisher nicht schneeärmer.“