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VfL 2019

Wie das eigene Telefon die VfL-Profis besser macht

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Der Überblick mit Videos: So ähnlich wie in dieser Foto-Montage können die Daten für und über die Spieler aufbereitet werden.

Bruno Labbadia muss sich nicht mal mehr explizit danach erkundigen. Wenn sich einer seiner Spieler beim VfL Wolfsburg verletzt hat, bekommt der Trainer die Diagnose seit geraumer Zeit ganz automatisch mitgeteilt. In der App auf seinem Handy ploppt dann etwa auf: „Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel“. Ohne dass er dafür mit irgendeinem Arzt gesprochen haben muss. Bescheid gegeben wurde ihm in einem solchen Fall von einer Software. „SAP Sports One“ heißt sie – und kann natürlich noch so allerhand mehr. Zu den Nutzern gehören inzwischen 60 Klubs im Profisport, darunter 14 Mannschaften in der Bundesliga und der 2. Liga. Seit dieser Saison kommt sie auch beim VfL zum Einsatz.

   

Vorreiter war – welche Überraschung! – 1899 Hoffenheim, der Klub von SAP-Eigner Dietmar Hopp. Inzwischen sind beispielsweise auch der FC Bayern, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach oder Fortuna Düsseldorf auf den Geschmack gekommen, der DFB ebenfalls. Elk Jörn, langjähriger Teammanager und mittlerweile für die Sportentwicklung beim VfL Wolfsburg zuständig, erklärt, wie und warum der Verein mit SAP Sports One arbeitet. Gesucht wurde eine Datenbank für alles; kompakt, digital – „damit wir die ganzen Insellösungen, die es im Sport gibt, aufheben können“, sagt der 32-Jährige. 


Und: eine Plattform für alle, also den gesamten Verein. In der Nachwuchsakademie hatte der VfL bereits mit einer solchen (selbst entworfenen) Software gearbeitet, das war allein schon deshalb notwendig, um als Nachwuchsleistungszentrum zertifiziert zu werden. „Aber wir haben uns gefragt: Was passiert danach? Wenn die Spieler zu den Profis kommen, bleiben die Daten, die in der Jugend erhoben wurden, dort liegen und werden kaum noch genutzt“, erläutert Jörn – „und jetzt haben wir ein durchgängiges System von der U10 bis zu den Profis“.

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Datenerhebung: auch Messgeräte wie hier bei Ignacio Camacho gehören dazu.

Zunächst einmal geht es darum, große und vielfältige Daten gebündelt zu speichern, das erfolgt cloudbasiert. Dabei ist die Besonderheit von SAP One Sports, dass die Software dem Nutzer so viel Individualität bietet, dass man sie selber mitgestalten und formen kann, jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen. Dementsprechend gibt es auch Vereine, wie den BVB, die eine Art Betriebsgeheimnis daraus machen, wie genau man in Dortmund damit hantiert. In Wolfsburg werden natürlich Trainings- und Fitnessdaten erhoben, aber auch andere Informationen, die von externen Partnern wie Polar (beispielsweise Herzfrequenz, Laufleistung), heimspiel. de (Spielerattribute) oder Opta (Spielstatistiken) bezogen werden.

„Es sieht dann ein bisschen so aus wie bei Fifa auf der Playstation.“

All diese Daten lassen sich dann wunderbar aufbereiten. Für die Spiel- und Nachbereitung können individuelle Clips an die Spieler verschickt werden. Auch bei den Profis bimmelt dann das Handy – ohne dass der Trainer auch nur einmal den Mund aufgemacht hat. Zudem bietet die Software allerlei Möglichkeiten grafischer Darstellungen, zum Beispiel bei der Aufstellung. „Die sieht dann ein bisschen so aus wie bei FIFA auf der Playstation. Man kann gegnerische Spieler anklicken, Videos und Eigenschaften hinterlegen“, so Jörn. Die gute alte Taktiktafel? Das war gestern. Zumindest wenn man will.

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Für Sport-Entwicklung beim VFL zuständig: Elk Jörn.

Beziehungsweise: Wenn der Chef will. Denn welche Materialien den Spielern zur Verfügung gestellt werden, wird in Absprache mit dem Trainer gesteuert. Labbadia arbeitet gern mit Videos, zählt das zur „geistigen Arbeit“, die genauso wichtig sei wie ein Training auf dem Platz: „Ich behaupte mal, dass ich so viele Videoanalysen wie noch nie zuvor gemacht habe“, sagt er, „und die Mannschaft nimmt das an“. Ob ein Spieler dann aber einen individuellen Clip mit den Schwächen seines Gegenspielers zugespielt bekommt oder der Coach diese Dinge lieber vor versammelter Mannschaft ansprechen will, bleibt ganz ihm überlassen. Zuletzt betonte der 52-Jährige im WAZ-Interview jedenfalls, ein Gespräch immer noch am liebsten „Auge in Auge“ zu führen.