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80 Jahre Wolfsburg

Wolfsburg im Krieg: Zwangsarbeit und Konzentrationslager bestimmten das Stadtbild

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© Photowerk Archiv

Im August 1938, also kurz nach der Gründung, lebten bereits rund 3500 Menschen in der neuen Stadt. Im September trafen dann 2500 italienische Arbeiter ein, um beim Aufbau des Werkes zu helfen, dienstverpflichtet im faschistischen Staat Mussolinis. Einige dieser Italiener blieben nach Kriegsende in Wolfsburg – schon lange bevor 1962 die sogenannten Gastarbeiter kamen.Ein Zentrum der jungen Stadt war die Cianetti-Halle am heutigen Robert- Koch-Platz, benannt nach einem italienischen Gewerkschaftsführer. Hier fanden gesellige Abende statt mit Musik und Filmen, aber auch die Propaganda-Veranstaltungen des NS-Regimes. Am Kriegsende brannte die Halle völlig ab.Die medizinische Versorgung in der „Stadt des KdF-Wagens“ war am Anfang mehr als schlecht. Da das erste Krankenhaus erst 1941 an der Reislinger Straße errichtet wurde, mussten ernste Fälle in eines der Braunschweiger Krankenhäuser transportiert werden.

NACH DER GRÜNDUNG DER „STADT DES KDF-WAGENS“ GAB ES NICHT NUR BARACKEN. DIE NS-STADTVERWALTUNG ARBEITETE BEREITS IN FLACHEN STEINBAUTEN, DIE SICH ZUM TEIL IM SCHACHTWEG, VOR ALLEM ABER AM BULLENBERG (WALTER-FLEX-WEG/NORDSTEIMKER STRASSE) BEFANDEN. DARAN ERINNERT HEUTE NOCH DAS GEBÄUDE DES JUGENDHAUSES OST.

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IN EINEM ALTERSHEIM AN DER REISLINGER STRASS ELEBTEN MEHRERE BEWOHNER IN KLEINEN RÄUMEN ZUSAMMEN.                              © Photower k Archiv

Baumeister in der neuen Stadt war Peter Koller, der 1938 die „Stadt des KdF-Wagens“ entwarf – zuvor hatte er unter anderem mit Hitlers Baumeister Albert Speer in Berlin gearbeitet. In der neuen Stadt am VW-Werk konzipierte Koller Infrastruktur, Wohngebiete wie Steimker Berg und Schillerteich- Siedlung oder das weiträumige Straßensystem.

Das NS-Regime prägte im Krieg zunehmend den Alltag in Wolfsburg. 1939 entstand eine NSDAP-Ortsgruppe, SS- und SA-Sturm folgten. Auf dem Klieversberg fanden Sonnenwendfeiern statt, das Kriegswinterhilfswerk sammelte, die Hitler-Jugend marschierte.

Auch sonst gab es ganz dunkle Seiten in der Geschichte der neu gegründeten Stadt. Von 1940 bis 1945 mussten etwa 20.000 Menschen aus vielen besetzten Ländern im Volkswagen- Werk Zwangsarbeit leisten. Darunter Kriegsgefangene und Insassen von Konzentrationslagern, die in Lagern lebten, unter anderem auf dem Laagberg und im Hellwinkel. 1942 wurde eigens das KZ Arbeitsdorf angelegt, das allerdings Ende des Jahres wieder geschlossen wurde. Es gab zahlreiche Todesopfer, darunter auch Kinder. Ein Denkmal am heutigen Nordkopf erinnert an diese schlimmste Phase der Wolfsburger Geschichte.

Befreit wurden Häftlinge und Zwangsarbeiter am 11. April 1945, als die Amerikaner eintrafen. Allerdings blieben sie in Fallersleben stehen: Die neue Stadt am Kanal war auf den Karten noch gar nicht eingezeichnet. Erst später rückten sie ein – der Weltkrieg war zumindest für die „Stadt des KdFSiedlung Stra-Wagens“ da vorbei.