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Die wunderbaren Weltrekordler

Die wunderbaren Weltrekordler

Sie sind alte Kumpels und haben schon so manchen Weltrekord aufgestellt. Sie stehen im Guinnessbuch der Rekorde, sind öfters im Fernsehen aufgetreten und auch bei Youtube kann man ihre wunderlichen Werke erleben: Otto Troppmann aus Weyhausen und Winfried Ruloff aus Platendorf haben so einiges gemeinsam. Sie haben nicht nur Jahrzehnte bei VW gearbeitet, sie haben auch beide ein Faible für skurrile Ideen – und beiden sitzt der Schalk im Nacken. Kein Blatt Papier passt zwischen die zwei engen Freunde, wie Troppmann beteuert: „Zwischen uns ist in all den Jahren noch nie ein böses Wort gefallen!“ Schon während ihrer Zeit bei VW haben sie angefangen, sich verrückte Dinge auszudenken und sie dann auch in die Tat umzusetzen. Dabei sind Kuriositäten herausgekommen, die ihnen so manchen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde beschert haben. So elf oder zwölf Einträge müssten es wohl sein, ganz genau wissen sie das nicht mehr. „Heute kümmern wir uns nicht mehr darum, das ist zu kompliziert geworden. Früher hatten die eine Geschäftsstelle in Hamburg, jetzt sitzen die in England und man muss für den Eintrag alles in Englisch hinschicken. Da haben wir keine Lust mehr zu“, sagt Otto Troppmann und sein Kumpel Winfried nickt bestätigend.

Zwei Rüstige Rentner mit grossem Erfindergeist

DIE GRÖSSTEN UND DIE KLEINSTEN

Winfried Ruloff hat bei Krupp in Essen Werkzeugbauer gelernt und ging 1962 zu VW nach Wolfsburg. Er arbeitete im Bereich Forschung und Entwicklung beim Versuchsbau, dort lernten er und Otto Troppmann, gelernter Landmaschinenschlosser, sich kennen – und fortan waren die Brüder im Geiste unzertrennlich. Schon während ihres aktiven Berufslebens sorgten sie für einige Rekorde, in den 80er-Jahren bauten sie beispielsweise das größte fahrbare Fahrrad der Welt: Aus sechs Meter langen Stangen wurden die Felgen gebaut, Continental in Hannover fertigte die passenden Reifen. „Konnte man gut drauf fahren, damit sind wir zum Beispiel beim Kölner Karneval hinter Millowitsch hergefahren“, erinnert sich Otto. Rekordhalter waren sie auch lange Zeit beim längsten Fahrrad der Welt. Und auch das kleinste Fahrrad der Welt stammt von ihnen und ist natürlich fahrbar. Die Antriebskette besteht aus 22 Gliedern, die zwei Zahnräder von jeweils fünf Zähnen antreibt. Kaum zu glauben, dass erwachsene Männer hier in die Pedale, die so klein sind wie ein Stück Schokolade, getreten haben. „Sonst wäre das vom Guinnessbuch ja nicht anerkannt worden“, erklärt Winfried. Das kleinste Tandem der Welt ist ebenfalls ein Werk der beiden Tüftler und selbstverständlich fahrbar.

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SPASS MUSS SEIN!

Man muss schon ein wenig verrückt sein, um sich Dinge auszudenken wie diese zwei mittlerweile schon etwas älteren Herren: Otto Troppmann ist 77, Winfried Ruloff 81 Jahre alt. Wenn er einem zur Begrüßung die Hand gibt denkt man, dass sie in einen Schraubstock geraten ist – der Mann kann ordentlich zupacken. Und auch sein Kumpel Otto ist alles andere als ein müder Rentner, er sprüht vor Energie und steckt voller lustiger Geschichten. Schnell ist man mit den beiden per Du und kommt aus dem Staunen und Lachen kaum heraus. Sie sind die geborenen Tüftler und ausgezeichnete Handwerker mit einem besonderen Sinn für schrägen Humor. Anders wären wohl auch kaum so ungewöhnliche Dinge wie die Eierschleuder, die ferngesteuerte Futteranlage oder der Trecker, der Musik macht, und vieles mehr entstanden. Oder ihre ausgefallenen Fahrräder, von denen einige mittlerweile in einem Museum bei Frankfurt/Oder stehen.

„Der spielt von alleine, nur beim Dudelsack müssen wir noch von Hand Luft aufpumpen.“

Otto Troppmann

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DAS ZAPFWELLENORCHESTER

Die Jagd nach Rekorden haben die beiden Freunde mittlerweile aufgegeben – nicht aber das Tüfteln an ausgefallenen Ideen. Bestes Beispiel ist ihr Zapfwellenorchester, ein liebevoll restaurierter Normag-Trecker von 1952. „Da war nichts dran in Ordnung, aber wir haben ihn wieder hingekriegt“, sagt Otto. Dann haben sie den Oldtimer mit Schifferklavier, Teufelsgeige, Becken, Tonleiter, großer und kleiner Trommel, Dudelsack, Trompete und Drehorgel ausgerüstet. Und zwar so, dass alle Instrumente von der Zapfwelle des Treckers betrieben werden. „Der spielt von alleine, nur beim Dudelsack müssen wir noch von Hand Luft aufpumpen“, erklärt Otto. Zum Beweis wird der Motor angelassen und der kleine Trecker lässt wie von Geisterhand das Zapfwellenorchester erklingen. Ein mechanisches Meisterwerk, mit dem man sogar fahren kann und das ordnungsgemäß zugelassen ist. „Meistens hab’ ich die Ideen, aber er“, sagt Otto und deutet auf seinen Kumpel Winfried, „ist der bessere Handwerker. Der beste, den ich kenne.“

WEIT HERUMGEKOMMEN

Sie haben es nicht nur mehrmals ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft, mit ihren Erfindungen sind sie auch auf vielen Veranstaltungen und sogar im Fernsehen aufgetreten. Mit dem Zapfwellenorchester sind sie als erstes Fahrzeug beim Braunschweiger Karneval mitgefahren. Bei einem Radrennen in Fallersleben ist Winfried mit dem (damals) größten Fahrrad der Welt mit dem Teilnehmerfeld eine Ehrenrunde gefahren. Auf Einladung des Guinnessbuch-Verlags waren sie bei einem Treffen am Faarker See in Österreich. Sie waren auf Treckertreffen, haben auf Unternehmensveranstaltungen ihre Werke vorgeführt – die Reihe ihrer Auftritte ist so lang, dass hier gar nicht alles aufgezählt werden kann.

Auch im Fernsehen waren die beiden Kumpel, unter anderem bei Alfred Biolek, Jörg Pilawa, Kai Pflaume oder auch bei DAS auf N3. Bei der Aufzeichnung dieses Beitrags musste ein Kameramann derartig lachen, dass er fast die Kamera fallen lassen hätte. Und erst kürzlich hat ein russischer Fernsehsender sie besucht und einen Beitrag über sie und ihr Zapfwellenorchester gedreht. Wie viel Spaß die beiden Rentner an und mit ihren Tüfteleien haben, kann man auch auf Youtube sehen. Wer hier als Suchbegriff „Otto Troppmann Weyhausen“ eingibt, findet viele lustige Videos der zwei Freunde. Auch über die witzigen Erfindungen in Ottos Garten oder sein geliebtes Pferd, das ein paar erstaunliche Kunststücke beherrscht. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte …