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70 Wolfsburger Allgemeine

Für 15 Pfennig gab´s die erste Waz

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Redaktionsleiterin Claudia Jeske zeigt den Band mit den ersten gebundenen Ausgaben der WAZ. FOTO: BRITTA SCHULZE  

Der Optiker mit montags Ruhetag

Die erste WAZ-Ausgabe, Korea, Briketts, keine Garagen: 1951 erschien die erste Ausgabe der WAZ mit dem eigenständigen Titelkopf „Wolfsburger Allgemeine Zeitung“ – zum „Einzelpreis von 15 Pfg.“ Dafür erhielt der Leser gleich auf der Titelseite einen Überblick über die Nöte der Zeit. Der Korea-Krieg („Waffenstillstand abgelehnt“) beschäftigte die Leser des Politik-Teils ebenso wie die Kosten für die alliierten Truppen in Deutschland („1,4 Mrd. mehr für Besatzung“). Ein weiteres Thema, das die Leser brennend interessierte: der Benzinpreis. „Benzin 10 Pfennig teurer“, titelte die WAZ und befürchtete einen Anstieg der Liter-Preise „auf bis zu 65 Pfennig“.

Titelseite gab Überblick über die Nöte der Zeit

Im Lokalteil veröffentlichte die WAZ in der ersten eigenständigen Ausgabe die Grußbotschaften prominenter Wolfsburger. Studienrat Büngener lobte als Vorsitzender des VfL Wolfsburg, die neue WAZ habe „die Spurtfreudigkeit unserer Stadt richtig erkannt und bat um „schnelle und umfangreiche Berichterstattung. Der katholische Pastor Holling erwartete von der WAZ, dass „sie in ihren Artikeln echten christlichen Geist trage“. Sein Amtsbruder Kurt Boetticher von der evangelischen Kirche forderte die WAZ auf, „nicht auf den Sand flüchtiger Tagesmeldungen und Allerweltsgeschwätze, sondern auf den Glauben der Väter zu bauen!“

     
Dieser Bitte folgend, berichtete die WAZ auf ihrer ersten Lokalseite denn auch über die „Wolfsburger Musikantengilde“, die als „Gemeinschaft zur Pflege der Haus- und Volksmusik“ den Blick beweise für „die Schönheiten des deutschen Landes“. Und ein Problem kam zur Sprache: „Die Autostadt ohne Garagen“, kritisierte die WAZ. Fast jeder 100. Wolfsburger habe einen Pkw, mahnte die WAZ, aber die meisten Autos müssten nachts draußen stehen – kein Wunder, dass die Forderung nach „Sammelgaragen“ laut wurde. Auch sonst war die WAZ von der ersten Ausgabe an für ihre Leser da: mit Meldungen aus aller Welt („Hamburg baut Hochhäuser)“ ebenso wie mit Verbraucher-Tipps („Herstellung von Briketts“).

Im Anzeigenteil der ersten Ausgabe, eine ganze Seite stark, wurden auf dem Stellenmarkt ein „Junger Mann für die Landwirtschaft“ gesucht, ebenso wie „Junge Schmiedegesellen“. Die Wirtin der Bahnhofsgaststätte warb in einem Inserat für den „Großen Geld-Preisskat“ mit „Drei Mark Einsatz und 30 Pfennig Kartengeld“. Der lokale Automarkt verzeichnete am ersten Erscheinungstag nur zwei Angebote: einen „DKW, gut erhalten“ sowie eine „Opel-Limousine, zweitürig, 1,3 Lt, verkäuflich“.

Ehme de Riese

Der Optiker mit montags Ruhetag

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Diese guten Zeilen von Curd Jürgens fallen mir zu diesem außergewöhnlichen Jubiläum ein. Die Wolfsburger Allgemeine Zeitung, eine Tageszeitung, die fast so alt ist wie die Stadt, in der sie wirkt, lässt sich von vielen Lesern eindeutig beurteilen. Viele Wolfsburger haben das gesamte Leben der WAZ miterlebt.

Seit 2002 begleitet mich die WAZ. In diesen Jahren hat sich die Zusammenarbeit prächtig entwickelt. Als Leser entnehme ich die großen, globalen Informationen bis hin zu dem uns allen nahestehenden lokalen Geschehen.

Für meine Mitarbeiter und mich ist das Wissen um das, was unsere Stadt und unsere Region ausmacht, für jedes Gespräch mit unseren Gästen eminent wichtig. Hier wollen wir den Nutzen aus den Lokalredaktionen nicht missen.

„70 Jahre, und kein bisschen weise, aus gehabtem Schaden viel gelernt. 70 Jahre auf dem Weg zum Greise, und noch 70 Jahre davon entfernt.“

(Curd Jürgens)

Meine Zusammenarbeit mit den Redakteuren zeigt eine weitere Facette der Bedeutung der WAZ. Stets für gute Ideen und ehrliche Fakten off en, die die Leser interessieren und die für sie wichtig sein können. Mich beeindruckt dabei die selbstverständliche und von uns allen geforderte journalistische Distanz, gepaart mit dennoch wünschenswerter Begeisterung für die wichtigen und guten Entwicklungen in unserer Stadt Wolfsburg. So hat sich eine seriöse Zusammenarbeit entwickelt, für die ich zutiefst dankbar bin.

Herzlichen Glückwunsch an alle, die diese 70 Jahre durch ihr Mittun ermöglicht haben und es weitere 70 Jahre ermöglichen werden.