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City Magazin Gifhorn Sommer 2021

Der Frauenwirtschaftshof UNSAhof: Gründerinnenzentrum in Leiferde bei Gifhorn

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Fotos: © UNSAhof

Mitten in der alten Dorfmitte von Leiferde ist auf einem denkmalgeschützten Hofensemble etwas ganz Besonderes entstanden. Eine Gemeinschaft von Frauen hat dort ein Gründerinnenzentrum aufgebaut, das vor allem Frauen im ländlichen Raum und Berufsrückkehrerinnen einen Neustart ermöglichen möchte.

Gründerinnenzentrum in Leiferde

Der Ort selbst hat schon eine spezielle Atmosphäre: Imposant thront das große, liebevoll restaurierte niederdeutsche Hallenhaus von 1860 über dem Ensemble. Seitlich erstrecken sich der lange ehemalige Schweinestall, in dem heute kleinteilige Räumlichkeiten für Verkauf, Dienstleistung und Handwerk untergebracht sind, und eine große Scheune mit Vordach, das einen geschützten Platz bei Festen und Workshops bietet. Im Innenhof lässt es sich bei den Markttagen und Sommerfesten des UNSAhofs herrlich flanieren und Kunsthandwerk erstehen oder gemütlich die dargebotenen, selbst gemachten Köstlichkeiten genießen.

Kompetenzen von Frauen im ländlichen Raum

Der UNSAhof ist aber weit mehr als nur ein Treffpunkt für die Hof- und Dorfgemeinschaft. Er dient den Gründerinnen als Standort für ihre Geschäftsideen. Ressourcen und Kenntnisse werden gebündelt und weitergegeben. So gibt es etwa eine Erstberatung zur Selbstständigkeit oder auch Gründungs- und Projektberatungen sowie wertvolle Tipps für Berufsrückkehrerinnen. Auch beim Marketing und der Organisation der regelmäßigen Veranstaltungen zieht das Frauenteam an einem Strang. „Es macht sehr viel Freude, mit vielen kreativen Frauen zusammenzuarbeiten“, erzählt Petra Surborg. „Wir organisieren die Markttage mit Scheunencafé und andere Feste. Und auch an unsere Betriebsausflüge, unter anderem zum Frauenwirtschafshof in Berlin, erinnere ich mich gern.“

„Wichtig für alle Frauen auf dem Hof ist das gemeinsame Arbeiten im Netzwerk und die Möglichkeit, unterschiedliche Fähigkeiten und Begabungen gezielt einzusetzen.“

Kleinstunternehmerinnen zur Selbstständigkeit verhelfen

Entstanden ist die Idee zu einem Gründerinnenzentrum für Frauen im Ingenieurbüro „Althaus-Konzept“. Claudia Klement und Sabine Wyrwoll arbeiteten schon länger an Konzepten, um die Lebensqualität in Dörfern zu verbessern, und hatten speziell Frauen im Fokus, deren Kompetenzen sie nutzen und bündeln wollten. Als Pilotprojekt sollte die ungenutzte Hofanlage in Leiferde im Kreis Gifhorn revitalisiert werden.

„Wir wollten den Frauen die Möglichkeit geben, als Kleinstunternehmerin im Dorf eine eigene Existenz zu gründen“, sagt Claudia Klement. Die alte Hofanlage an der Hauptstraße, jahrelang dem Leerstand anheimgegeben, bot sich als Standort an.

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Historische Bausubstanz erhalten

Mitte der 1990er-Jahre hatte der Eigentümer die Hofanlage erworben und dort zunächst für seine Familie eine Wohnung ausgebaut. Seit 2002 erfolgte dann schrittweise der weitere Ausbau der gesamten Hofstelle zum Gründerinnenzentrum. Heute nutzt die Hofgemeinschaft eine Gesamtfläche von 335 Quadratmetern mit Büroräumen, Läden und Werkstätten, der großen Veranstaltungsscheune und dem Hof für gemeinsame Feste.

Drei kleine Geschäfte befinden sich derzeit auf dem Hof: Das Nähli, die Glasmanufaktur GlassVIsion und das Kunsthandwerkerlädchen, ein gemeinsames Projekt des Vereins Markthof e.V. Im Lädchen sind zwölf Regale vorgesehen. Jedes Regal wird von einer der Selbstständigen bestückt, die Miete und die Dienste zu den Öffnungszeiten werden geteilt. Alles ist hier handgemacht, es gibt Mosaik, Deko im Landhausstil, Malerei, Schmuck, Keramik, modellierte Lebensmittelminiaturen, Drechselarbeiten, Stickerei, Gestricktes, handgemachte Naturkosmetik sowie Marmeladen und Liköre. „Einige Kolleginnen haben in der Vergangenheit ihr eigenes kleines Geschäft oder Unternehmen gegründet“, erzählt Surborg. „Zuletzt waren es das Stoffgeschäft, das sich auf dem Hof befindet, und ein Satz- und Gestaltungsbüro in Gifhorn. Beide Frauen haben sozusagen in unserem Lädchen den Schritt in die Selbstständigkeit ‚geübt’.“ Zurzeit stellen im Laden zehn Frauen aus. Für den freien Platz sucht der Verein noch kreative Frauen, die ihre selbst gefertigten Produkte anbieten möchten.

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Beliebte Veranstaltungen

Im Rahmen des Veranstaltungs- und Fortbildungsprogramms für die Dorfbevölkerung fanden in den letzten Jahren diverse Workshops statt, darunter Kalligraphie-, Yton-, Speckstein- und Mosaikkurse. Für den 28. August ist wieder ein Workshop zum Thema „Gestaltungsmöglichkeiten mit Schrift“ – natürlich unter Einhaltung der Corona-Auflagen – geplant. Und auch andere beliebte Veranstaltungen sollen bald wieder stattfinden können. Ab Juli wären die Markttage an jedem ersten Freitag im Monat denkbar, außerdem ein Kürbisfest im Oktober und der gemütliche Winterzauber im November.

„Wichtig für alle Frauen auf dem Hof ist das gemeinsame Arbeiten im Netzwerk und die Möglichkeit, unterschiedliche Fähigkeiten und Begabungen gezielt einzusetzen“, fasst Claudia Klement die Vorteile des Hofes zusammen. „All die Probleme mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden gemindert: Urlaube sind gut möglich, Krankheiten der Kinder oder andere Verpflichtungen können einfacher geregelt werden, weil immer ein Geschäftspartner da ist. Und geht es einem der kleinen Unternehmen wirtschaftlich mal nicht so gut, können kreative, neue Ideen gemeinsam erarbeitet werden.“ (MZ)

ÖFFNUNGSZEITEN LADEN: Do, Fr, Sa 9.30 bis 13 Uhr / Do, Fr 15 bis 18 Uhr