Vor rund eineinhalb Jahren bin ich nach Wolfsburg gekommen und damals wie heute nehme ich einen sehr interessanten Kontrast zwischen der Wahrnehmung der Stadt von außen und dem eigenen Erleben in Wolfsburg wahr. Von außen: die industriegeprägte Kleinstadt, mit ihrer typischen Nachkriegsarchitektur in der Fußgängerzone, gefühlt etwas grau und inspirationslos. Doch kaum ist man hier angekommen und lässt sich nicht leiten von den Vorurteilen, habe ich eine junge Stadt kennengelernt, dynamisch in ihrer Entwicklung, eher dem Morgen zugewandt, weil Geschichte hier zwar präsent ist, aber eben auch keine 800 Jahre weit weg. Ich finde, Wolfsburg hat mit all seinen Akteuren eine Story, die im wahrsten Sinne urban ist und die wenig mit kleinstädtischer Trübsal zu tun hat. Dass wir dies alle zusammen stärker nach außen zeigen müssen, wurde nicht nur in dieser Kolumne schon festgestellt. Doch wir müssen den Blick noch etwas weiter aufziehen, denn nicht nur Wolfsburg und auch die Autostadt sind im Umbruch, vielmehr verändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Standpunkt Plus
Und dieser Wandel ist stark geprägt durch ein Wort: Digitalisierung. Dahinter versteckt sich mehr als nur technische Veränderung – Digitalisierung ist zu einem zentralen gesellschaftlichen Thema geworden. Ein Beispiel: Rein technisch gesehen bringt ein Hochgeschwindigkeits-WLAN, so wie wir es in der Autostadt aufbauen, eine schnelle, kabellose Netzwerkverbindung für den Rechner oder das Smartphone. So bekannt, so gut. Doch aufgrund der mobilen Netzanbindung kann ich auch Tätigkeiten mobilisieren: Menschen können ihr Office an jeden Ort verlagern, sich mit anderen in sogenannten Coworking-Spaces treffen und sich vernetzen. Online und auch offline in der realen Welt. Und diese Möglichkeiten gehen über die rein technische Entwicklung weit hinaus, sie verändern unsere Möglichkeiten und so unser Leben. Gerade die Verbindung aus echter, analoger Welt und digitalem Erleben bietet für uns als Campus spannende Möglichkeiten: Denn wenn ich im Simulator durch die Stadt der Zukunft fahren möchte, kann ich das digital schon heute erleben. Oder zumindest in Kürze.
Was bedeutet Digitalisierung für Wolfsburg? Aus meiner Sicht eine große Chance! Wir gründen auf einem starken Fundament aus Industrie und Dienstleistung. Sind vernetzt mit der ganzen Welt und eine vergleichsweise junge Stadt. Wir sehen bereits viele verschiedene Projekte, Ideen und erste Umsetzungen. Ich vertrete den Standpunkt, dass wir es gemeinsam schaffen, die Chancen der Digitalisierung in und für unsere Stadt richtig zu nutzen, zu kommunizieren und dabei voneinander zu lernen. Kein „Valley“, sondern ein moderner, lebenswerter Ort, an dem wir das digitale Morgen intelligent und transparent gemeinsam gestalten.